Heiner Geißler Foto: dpa-Zentralbild

Stuttgart 21: Schlichter fordert sofortige Beteiligung der Projektgegner am Stresstest.

Stuttgart - Heiner Geißler sieht seinen Erfolg als Vermittler im Streit um Stuttgart 21 in Gefahr. Beim Leistungstest dürfe die Bahn nicht den Eindruck erwecken, hinter verschlossenen Türen zu agieren, sagte er. Sonst würde das Ergebnis des Stresstests nicht akzeptiert. 

Es war ruhig geworden um den Medienstar der Schlichtung des umstrittenen Milliardenprojekts Stuttgart 21. Doch jetzt hat sich Heiner Geißler noch einmal mit Vehemenz zu Wort gemeldet. "Das Anliegen des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, von Anfang an mit eigenen Vertretern bei der Leistungsüberprüfung mit dabei zu sein, findet meine volle Unterstützung", sagte er unserer Zeitung. "Der Stresstest muss in vollem Umfang transparent stattfinden, sonst ist das Ergebnis nicht viel wert." Dieser Ansicht sei auch die Landesregierung von Baden-Württemberg, mit der er sich darüber ausgetauscht habe. Zuvor hatte die Bahn angekündigt, den Test in eigener Regie ausführen zu wollen.

Die Zusage der Deutschen Bahn, die Leistungsfähigkeit von Stuttgart 21 überprüfen zu lassen, war eines der zentralen Resultate der Schlichtungsgespräche. Das Testverfahren soll Aufschluss darüber geben, ob der geplante Tiefbahnhof mit seinen acht Gleisen tatsächlich in der Lage ist, die angenommene Anzahl der ein- und ausfahrenden Züge zu bewältigen. Allein in der Zeit von 7bis 8 Uhr am Morgen sollen dies bis zu 49 sein.

Bei der Leistungsprüfung handelt es sich um eine aufwendige Computersimulation. Als Grundlage wird die gesamte Infrastruktur des Projekts - also jedes Gleis, jedes Signal und jede Weiche - in die Software programmiert. Diesen ersten Schritt dürfte die Bahn bereits erledigt haben. In der nächsten Phase wird ein Fahrplan für das Jahr 2020 angelegt. Dann beginnt der Stresstest. Bei einer angenommenen Spitzenlast von 49 Zügen sollen Verspätungen und Wartezeiten durchgespielt werden. Die Gegner gehen davon aus, dass Nachbesserungen notwendig sind. Die Bahn hält dies nach jetzigem Stand für unwahrscheinlich.