Planungsphase für den Tiefbahnhof im Projekt Stuttgart 21 Foto: dpa

Für das Projekt Stuttgart 21 muss aus Sicht des Sprechers Wolfgang Dietrich am 20. Oktober die Verschiebung des Fertigstellungstermins und die mögliche Abkoppelung des Flughafenanschlusses diskutiert werden. Zum Termin trifft sich der S-21-Lenkungskreis mit Bahnvorstand Volker Kefer.

Stuttgart - Die „Verschiebung des Projektes Stuttgart 21 um ein Jahr oder die Inbetriebnahme zunächst ohne den Flughafenanschluss“ müsse zwischen Bahn, Land, Stadt und Verband Region Stuttgart diskutiert werden, fordert der scheidende Projektsprecher Wolfgang Dietrich. Die neue Infrastruktur womöglich erst Ende 2022 statt 2021 ans Netz zu bringen sei in der Finanzierung berücksichtigt. Stuttgart 21 verteuerte sich 2013 von 4,5 auf 6,5 Milliarden Euro.

Sollte es am Flughafen eine Alternativplanung zu den von der Bahn aktuell in der Erörterung diskutierten Plänen geben, werde ein Jahr Verzögerung nicht ausreichen. Mehrkosten würden dann „aus dem Projektbudget finanziert“, sagt Dietrich. „Realistisch bewerten kann man die Entwicklung im zweiten Quartal 2015“, so Dietrich am Mittwoch. Bis dahin soll auch eine erneute Untersuchung der Technischen Universität Dresden zur Leistungsfähigkeit von S- und Fernbahn zwischen Rohr und Flughafen vorliegen. Beide Systeme sollen sich dieselben Gleise und den S-Bahnhof unter dem Flughafen teilen. Die Uni prognostiziert daraus Verspätungen sowie unzulässig knappe und gefährliche Zugbegegnungen.

CDU, FDP, Freie Wähler sowie SPD im Verband Region Stuttgart (VRS) und seit Montag auch der Stuttgarter CDU-Kreisverband sprechen sich für eine Variante am Flughafen aus, bei der der heutige S-Bahnhof unangetastet bleibt. Alle Züge der Gäubahn aus Singen fahren dann in den neuen Flughafen-Fernbahnhof. Die Landesregierung müsse mit der Bahn über diese Variante Filderbahnhof plus sprechen, fordert der CDU-Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann.

Kaufmann steht nicht allein. Teile der SPD in der Landtags- und die Stadtratsfraktion plädieren für diese Alternative. Sie wurden am Mittwoch allerdings von Stuttgarts OB Fritz Kuhn überrascht. Der Grüne, immerhin stellvertretender Regionalpräsident, unterstützt den Dringlichkeitsantrag der Grünen im VRS: Die Gäubahn solle nicht zum Flughafen fahren, sondern weiter durch den Stuttgarter Westen und über einen neuen Tunnel an den Tiefbahnhof geknüpft werden. Die Lösung war in der S-21-Schlichtung 2010 von Heiner Geißler und beim Filder-Dialog zum Flughafenanschluss von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) thematisiert und von den Dialog-Teilnehmern als beste Lösung gewählt worden. Die Bahn lehnt sie aber ab. Die Grünen-Fraktion scheiterte mit ihrem Antrag am Mittwoch jedoch erwartungsgemäß an der großen Mehrheit im regionalen Verkehrsausschuss. CDU, Freie Wähler und FDP beschlossen lieber einen gemeinsamen Antrag auch mit Unterstützung der SPD dafür, im Lenkungsausschuss erneut eine finanzielle Beteiligung am Filderbahnhof plus anzubieten. „Unter der Voraussetzung, dass sich sowohl das Land wie auch die Bahn ihrer finanziellen Verantwortung für eine Verbesserung nicht entziehen“, heißt es im Beschluss. Als Beitrag der Region sind um die zehn Millionen Euro im Gespräch.

„Die Bahn kann bisher nicht nachweisen, dass sich durch ihre Pläne der S-Bahn-Verkehr nicht verschlechtert. Bleibt das so, sind wir in einer offenen Diskussion“, sagt Fritz Kuhn. Die Stadt habe zwar den S 21-Finanzierungsvertrag mit dem Gäubahnanschluss am Flughafen unterzeichnet, aber keine Verschlechterung des Nahverkehrs. Und auch die Region gebe ihre 100 Millionen Euro nur „in Erwartung einer Verbesserung“. Noch deutlicher wurde Grünen-Sprecherin Eva Mannhardt im Verkehrsausschuss, wo Kuhn nicht anwesend war: „Was vorliegt, ist nicht fahrbar, es ist nicht unser Job, eine fahrbare Trasse vorzulegen.“ Die Mehrheit geht von einer Verbesserung aus, „die es nicht umsonst gibt“, so Thomas Leipnitz (SPD).

Der Stuttgarter SPD-Fraktionschef Marin Körner nennt den Vorstoß von Fritz Kuhns Grünen „falsch“. Einen weiteren Bahntunnel in der Stadt werde die SPD ablehnen. Auch Körner sagt, dass man den Flughafenbahnhof plus im S-21-Lenkungskreis aufrufen müsse. Die von der Bahn dafür genannten Mehrkosten von 224 Millionen Euro hält Körner für völlig überzogen. „Mit mir wird der Kostendeckel nicht gehoben“, sagt OB Kuhn dazu.