Knackpunkt im S-21-System: der Flughafenanschluss Foto: Leif Piechowski

Spätestens am Donnerstag kommender Woche will das Regierungspräsidium die Erörterung der Bahnpläne zum Flughafenanschluss beenden. Das könnte aber ein Zwischenstopp sein. Im Schienenkonzern wird inzwischen über das Scheitern der Planung gesprochen.

Spätestens am Donnerstag kommender Woche will das Regierungspräsidium die Erörterung der Bahnpläne zum Flughafenanschluss beenden. Das könnte aber ein Zwischenstopp sein. Im Schienenkonzern wird inzwischen über das Scheitern der Planung gesprochen.

Stuttgart - Bahn-Technikvorstand Volker Kefer muss dem Aufsichtsrat der DB regelmäßig über das Projekt Stuttgart 21 berichten. Bei der aktuellen Debatte über den Flughafenanschluss bleibt Kefer eine Schonfrist bis Dezember. Bei Plätzchen und Kaffee wird er die Kontrolleure über die nächste dramatische Projektverzögerung und Millionen-Mehrkosten informieren müssen. Der Grund: Die Verantwortlichen in Stuttgart schließen inzwischen trotz ihrer zur Schau getragenen Selbstsicherheit das Scheitern ihrer Planung nicht mehr aus.

Das Gutachten von Uwe Steinborn von der Technischen Universität Dresden hat die Pläne der Bahn nachhaltig erschüttert. Steinborn, der im Auftrag von Leinfelden-Echterdingen arbeitet, weist nach, dass die von der Bahn geplante Vermischung von S-Bahnen und Fernbahnzügen zwischen Rohr und Flughafen und im dortigen S-Bahn-Halt den Fahrplan in den Kollaps treibt. Am Montag räumte die Bahn ein, Steinborn für dessen Arbeit falsche Zahlen gegeben zu haben. Man verschiebe den S-Bahn-Takt um eine Minute, hieß es, dann gebe es keine Konflikte. Am Dienstag war plötzlich von zwei Minuten die Rede. Der Fahrgastverband Pro Bahn hält das für eine abenteuerliche Idee. Solche Verschiebungen hätten Auswirkungen auf Anschlüsse der S-Bahn.

Am Mittwoch räumten Bahnvertreter hinter den Kulissen der Erörterung auf der Fildermesse ein, dass sie ein Scheitern ihrer Planung nicht mehr ausschließen. Wenn Steinborn mit aktualisierten Daten erneut Pufferzeiten von nur einer Minute oder weniger zwischen zwei Zügen nachweise (bisher sind es verbotene elf Sekunden), bleibe dem Regierungspräsidium gar nichts anderes übrig, als der Antragstrasse „erhebliche Mängel“ zu attestieren. „Wenn Steinborn Recht behält, könnten wir die Variante mit dem neuen Flughafenbahnhof an der Flughafenstraße bauen müssen“, sagt ein mit der Materie vertrauter Ingenieur. Dann würden alle Fern- und Regionalzüge im neuen Fernbahnhof gebündelt, und der S-Bahn-Halt unter den Terminals bliebe unangetastet.

Diese Variante hatte der Eisenbahnexperte und S-21-Erfinder Gerhard Heimerl am Mittwoch im Interview mit unserer Zeitung gefordert. „Die Mängel der Antragstrasse sind seit langem bekannt“, sagte Heimerl, sie „sollte nicht unbedingt gebaut werden“. Eine Kette von Zwangspunkten schränke den Betrieb ein. Heimerl hatte die Bahn vor 18 Jahren vor dieser Planung gewarnt.

Eine verträglichere Lösung, die auch am Mittwoch bei der Erörterung diskutiert wurde, würde laut Bahn-Rechnung 224 Millionen Euro mehr kosten. Heute will allenfalls noch der Verband Region Stuttgart (VRS) dafür mit bezahlen. Die Landesregierung will die im Filder-Dialog von Bürgern als zweitbeste Variante erkannte Lösung (nach dem Erhalt der Gäubahn) nicht mehr aufrufen. Man habe sich 2012 offen gezeigt und 75 Millionen Euro angeboten, sagt ein Sprecher von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Nun müsse die Bahn zeigen, dass ihre Pläne genehmigungsfähig seien.

„Die Landesregierung wird zum Filder-anschluss keine Stellung mehr nehmen, die Bahn ist Bauherr und hat ihn zu verantworten und zu finanzieren“, sagte Regierungssprecher Rudi Hoogvliet am Mittwoch unsere Zeitung. Er wies damit Forderungen, erneut mit der Bahn zu verhandeln, zurück. Das Land zahlt an Stuttgart 21 jetzt 930 Millione Euro. „Damit soll es genug sein“, so Hoogvliet. An der Erklärung von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), dass der Kostendeckel nicht gehoben werde, ändere sich nichts. Natürlich könne man Gespräche mit der Bahn führen, so der Sprecher, „aber die Staatskasse bleibt zu“.

Roland Klenk (CDU), OB von Leinfeden-Echteringen, versucht seit Wochen, Gespräche zu befördern. Es müsse allen klar sein, „dass es die Chance auf eine andere Planung nur noch jetzt gibt“, sagt Klenk. Der Schlüssel dazu liege bei der Landesregierung.

Vielleicht liegt er auch bei Stuttgarts OB Fritz Kuhn (Grüne). Der sagte am Mittwoch am Rande der Haushaltseinbringung des Regionalverbands, beim S-21-Lenkungskreis müsse über den Filderanschluss gesprochen werden. Gesprächspartner am 20. Oktober ist Bahnvorstand Volker Kefer.