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Bahn will Änderung für Fildertunnel nochmals ändern – Neue Vorgaben für Löschleitung werden ignoriert.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn hat bei der Herrenknecht AG in Schwanau die Bohrmaschine zum Bau der beiden Röhren des Fildertunnels bestellt. Sie soll sich noch in diesem Jahr zwischen A8 und dem Industriegebiet Fasanenhof-Ost in den Untergrund graben. Das Tunnelbauverfahren mit einer Maschine ist allerdings noch nicht genehmigt.

Die Bahn zeigt sich zuversichtlich, das Okay des Eisenbahn-Bundesamtes (Eba) für den sogenannten maschinellen Vortrieb zu erhalten. Er ist wirtschaftlicher als ein konventioneller Bau, bei dem das Gestein mit Baggern ausgebrochen oder gesprengt wird. Dafür hatte das Eba im September 2005 die Genehmigung erteilt. Um die Maschine einsetzen zu können, hat die Bahn einen Änderungsantrag gestellt. Seit Montag wird über diesen und die rund 4000 Einwendungen dagegen im SSB-Veranstaltungszentrum auf der Waldau im Rahmen der vorgeschriebenen Erörterung diskutiert.

Hausbesitzer fürchten Schäden an ihrem Eigentum

Die Bahn überraschte am Montag die rund 60 Zuhörer damit, dass sie ihren Änderungsantrag nochmals ändern will. Eine Kaverne, die die je 9,4 Kilometer langen Röhren unter dem Wagenburgtunnel miteinander verbindet, solle kleiner werden. Dort soll die von oben kommende Maschine umgedreht werden, damit nach oben gegraben werden kann. Unterlagen dazu gibt es keine, ein Antrag beim Eba sei noch nicht gestellt, sagt die Bahn. Die betroffenen Bürger und Naturschutzverbände forderten daraufhin den Abbruch des Verfahrens. Stefan Rengers, der für das Regierungspräsidium die Erörterung leitet, lehnte das ab. Weil die Kaverne kleiner werde, liege für die Anwohner "keine neue Betroffenheit vor".

Die Hausbesitzer fürchten Schäden an ihrem Eigentum. Professor Walter Wittke, Gutachter für die Bahn, versuchte zu beruhigen. Der Wagenburgtunnel werde durch die Bohrarbeiten allenfalls um fünf Millimeter absinken. Bis zum Bahntunnel gebe es 25 Meter festes Gestein. Frank Schweizer, Eigentümer des Hauses Kernerstraße 32, beruhigte dies nicht: "Mein Haus wird stark in Mitleidenschaft gezogen, das betrifft meine Altersversorgung", sagte er.

Die Stadt sieht Risiken für ihren Straßentunnel und will die laut Wittke 35 Meter lange, zwölf Meter breite und 13 Meter hohe Kaverne tiefer im Berg sehen. Das lasse die Geologie nicht zu, so Wittke, weil man dann in den Gipskeuper gerate, der bei Wasserzutritt quellen würde. Der Tunnel soll, obwohl die Wände gegenüber den Ursprungsplänen von einem Meter Dicke auf 60 Zentimeter abgespeckt werden, auch aufquellendem Gestein standhalten. Die Bahn will Wasserzutritt von anderen Schichten in den Gipskeuper allerdings durch kreisförmige Abdichtungsbauwerke um die Tunnel verhindern.

Neue Sicherheitsvorschriften werden nicht umgesetzt

Auch das Rettungskonzept stand am Montag zur Debatte. Die von der Bahn geplante Löschwasserleitung durch die Tunnel, die erst im Brandfall von der Stuttgarter Feuerwehr gefüllt werden würde, sähe die Wehr gerne grundsätzlich unter Wasserdruck. "Eine Erörterung darüber ist nicht möglich", wiegelte Bahn-Verfahrensmanager Günther Lohr Einwände ab.

Die "trockene" Leitung wurde 2005 genehmigt. Seit 2008 aber gibt es neue Vorschriften, wandt Annette Schade-Michel vom Landesnaturschutzbund ein. Löschwasser muss in einer Entfernung von höchstens 300 Metern von Notausgängen vorhanden sein. Notausgänge sind auch die nun nicht alle 1000, sondern (wegen einer ebenfalls neuen Vorschrift) alle 500 Meter vorhandenen Sicherheitstunnel zwischen den beiden parallelen Röhren. Man nehme den Einwand zum Löschwasser "zu Protokoll", sagte Stefan Rengers.