Die ersten Tübbinge genannten Fertigbetonteile für den Fildertunnel sind angekommen Foto: Lichtgut/Horst Rudel

Die ersten Tübbing-Transporte für den Fildertunnel haben am Dienstag begonnen – sicheres Zeichen dafür, dass der Bohrer, der sich bis Ende 2017 zum Hauptbahnhof fräst, bald loslegt. Die Betonteile der Tunnelschale werden per Bahn nach Altbach und dann mit Lkw auf die Filder gebracht.

Stuttgart - „Jetzt ab!“ – ein knappes Kommando zum Kranführer, schon liegen zwei tonnenschwere Betonteile auf dem Lkw. Die ersten beiden von 53 620 Fertigbauteilen, die die Innenschale des Fildertunnels bilden.

Der Fildertunnel, Verbindung des künftigen Stuttgarter Hauptbahnhofs mit dem Flughafen und der ICE-Trasse nach Ulm, gilt als einer der Teilabschnitte des Bahnprojekts Stuttgart 21 mit Symbolkraft. Unter anderem wegen seiner Größe. Ab 2021 sollen Hochgeschwindigkeitszüge der Bahn durch die beiden gut 9,5 Kilometer langen Röhren rasen. Der Fildertunnel ist damit der längste unterirdische Abschnitt von Stuttgart 21. Einen entsprechend großen Aufwand betreibt die Bahn beim Bau.

Mit dem Beginn der Tübbing-Transporte auf die Filder ist am Dienstag der nächste Schritt erfolgt. Holger Schrafl, Disponent beim Bauunternehmen Max Bögl, organisiert die Fahrten mit Bahn und Lkw vom firmeneigenen Betonwerk in der Oberpfalz auf die Filder. Umladestation ist Altbach im Kreis Esslingen. „Heute morgen war ein Anwohner hier und hat sich gewundert, dass hier alles so leise abläuft“, sagt Schrafl.

Während auf den Fildern viele den im Zuge des Tunnelbaus ausufernden Lkw-Verkehr kritisieren, ist in Altbach Lärm beherrschendes Thema. 260 000-mal werden Lkw zum Tunnelportal und wieder retour rollen. 25 000 Tübbing-Transporte werden zwischen Altbach und dem Tunnelportal verkehren. Schrafl beruhigt: Man habe ein Gutachten anfertigen und prüfen lassen. Ergebnis: Nur an einer Stelle in Altbach, an der Straße An der Neckarbrücke, werde es um ein Dezibel lauter als der an dieser Stelle gesetzlich erlaubte Grenzwert von 35 Dezibel (eine normale Unterhaltung beginnt bei etwa 40 Dezibel). Ursache sei „das Summen“ des Gabelstaplers, sagt Schrafl. Ein Sicherheitspiepsen wie bei vielen Baufahrzeugen sei nicht zu hören.

Altbachs Bürgermeister dürfte dies wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Um die Mittagzeit begutachtete Wolfgang Benignus die Verladeaktion – und verband seinen Besuch mit harscher Kritik in Richtung des anwesenden Vertreters der Bahn. Benignus bemängelte, er habe nur durch Zufall vom genauen Startdatum der Transporte erfahren.

In dieser und in der nächsten Woche wird tagsüber jeweils ein Zug mit Teilen für 20 Ringe umgeladen, diese Woche mit einem Autokran, ab nächster Woche mit einem Spezialgabelstapler. Während der Tagesfuhren könnten sich die Fahrer an die Strecke gewöhnen, sagt Schrafl. Später werde in vier längeren Zeiträumen abends und nachts ab 20 Uhr umgeladen und gefahren, weil nachts auf der A 8 weniger Verkehr sei. Die Strecke verläuft von Altbach aus auf der B 10 und B 313 nach Wendlingen, dann auf der A 8 bis zum Echterdinger Ei und danach über die B 27, die Abfahrt Fasanenhof-Ost und die Schelmenwasenstraße zur Baustelle.

Nach wie vor möchte die Bahn die Tunnelbaustelle über eine eigene Anschlussstelle direkt von der A 8 aus andienen. Der Zeitpunkt ist weiter offen. Laut einem Sprecher des Regierungspräsidiums Stuttgart hat die Bahn – nach mehreren Vorgesprächen – die nötigen Unterlagen noch nicht eingereicht.