Stehen sich unversöhnlich gegenüber Projektgegner und Befürworter? Foto: dpa

Stuttgart 21 spaltet Paare, Familien, Bekannte, Vereine und Belegschaften. Ein Überblick.

Stuttgart - Spätestens seit im Schlossgarten die ersten Bäume gefallen sind, ist es vorbei mit der Gemütlichkeit. Das Bahnprojekt Stuttgart 21 spaltet die ganze Stadt, obwohl noch keine Baugrube ausgehoben und kein Tunnel angebohrt worden ist.

Ein tiefer Graben verläuft quer durch alle Bevölkerungsschichten. Er trennt 600.000 Stuttgarter in Gegner, Befürworter und Unentschlossene des Bahnprojekts. Der Riss geht durch alle Lebensbereiche und Bevölkerungsschichten, sät Zwietracht in Familien, unter Paaren, Freunden und Bekannten, Arbeitskollegen, Kirchen- und Vereinsmitgliedern.Die einen sind erbost über die Partystimmung auf den Demonstrationen und die heftigen Proteste, sie wittern Anarchie und Chaos. Für die anderen ist dies vor allem Ausdruck einer lebendigen, bürgernahen Demokratie.

Die Debatte hat das Gesprächsklima in den 23 Stadtbezirken angeheizt wie in einem Brennofen. Ob beim Bäcker, Metzger oder im Supermarkt, beim Plausch im Treppenhaus oder in der Stadtbahn - S21 ist omnipräsent. Nirgends ist man mehr sicher vor hitzigen Wortgefechten und harten Verbalschlachten. Jeder will was sagen, keiner hält sich raus. Doch mit dem eigenen Namen in der Zeitung stehen, will kaum jemand.

Wie geht es weiter? Miteinander reden geht nicht mehr, nur weiter protestieren ist auch keine Lösung. Die Fronten sind verhärtet. Der Schlichter Heiner Geißler soll sie aufbrechen. Wenn die Protestlawine das tägliche Leben weiter in Mitleidenschaft zieht, könnte der Unmut der bisher Unentschlossenen wachsen. Vielleicht sind sie es dann, die eine Entscheidung herbeiführen. Spätestens am 27. März 2011 - wenn gewählt wird.