Foto: Piechowski

Ab März entsteht auf der Stuttgart-21-Fläche Einkaufszentrum - Hochhaus mit Hotel und Wohnungen.

Stuttgart - Nicht nur die Bahn AG will 2012 für ihr Projekt Stuttgart 21 die Bagger auffahren lassen. Hinter dem Hauptbahnhof planen gleich drei Bauherren in den nächsten zwölf Monaten einen Spatenstich. Dabei gibt es Änderungen zu früheren Planungsphasen.

Noch dominiert die neue Stadtbibliothek das große Brachfeld hinter dem Bahnhof. Bis 2014 aber wird der rund 40 Meter hohe Büchertempel seine Insellage verlieren - und von einem weiteren Hochhaus überragt werden.

Von zwei Seiten rückt neue Nachbarschaft auf den grauen Kubus zu. Den Start macht die Sparkassenakademie. Sie schließt sich an das bisherige Büroviertel der Landesbank (LBBW) an. Der Sparkassenverband (SV) will zunächst 80 Millionen Euro in ein neues Schulungszentrum stecken. In diesem finden sich 160 Apartments, eine Kindertagesstätte, Konferenzzentrum und 200 Tiefgaragenplätze. Das neue Haus soll Ende 2013 Unterrichtsräume in Rastatt und Neuhausen ersetzen. Den Baustart wollen SV-Präsident Peter Schneider und OB Wolfgang Schuster am 19. Dezember geben.

Auf der anderen Seite der Bibliothek, zur Wolframstraße hin, zurrt der Hamburger Handelskonzern ECE (Otto-Gruppe) zusammen mit dem Baukonzern Strabag und der Bayerischen Hausbau die letzten Details für ein 43000 Quadratmeter großes Einkaufszentrum fest. In den Etagen darüber entstehen Wohnungen und Büros, zur Heilbronner Straße hin ein Hotel.

In dem dreigliedrigen ECE-Komplex gibt es Änderungen. So wird die Zahl der Wohnungen von 450 auf 417 reduziert. Die Fläche bleibe mit 43100 Quadratmetern "exakt gleich", versichert ECE-Projektleiter Jörg Wege. Man habe aber den Anteil an großen Wohnungen mit vier und fünf Zimmern erhöht, um mehr Familien ins Gebiet holen zu können. "Es bleibt definitiv bei Mietwohnungen", so der Stadtplaner.

Ein Knackpunkt des Handelsteils mit seinen geplanten rund 200 Shops ist die Zahl der Stellplätze. ECE wollte 2500 bauen, was im Gemeinderat für einen Aufschrei sorgte. Genehmigt werden 1680. Von diesen müssen rund 500 für die Wohnungen und andere Nutzungen abgezweigt werden. Nur noch rund 1100 Parkplätze aber könnten den Betrieb des Einkaufszentrums gefährden.

"Kunden reagieren sehr sensibel auf die Verfügbarkeit von Stellplätzen", weiß Jörg Wege. Wer zu viele Schleifen im Parksuchverkehr dreht, steuert womöglich entnervt besser erreichbare Einkaufsmöglichkeiten an. Dass Kunden falsch abbiegen, will ECE verhindern, immerhin stecken die Hamburger und ihre Partner rund 550 Millionen Euro in den Neubau.

Um der Zahl von 2500 Parkplätzen nahe zu kommen, verhandelt ECE mit den Betreibern der LBBW-Parkgaragen. Die Bank-Büros und damit ein Großteil der 1356 Stellplätze sind zur Haupteinkaufszeit abends und samstags verwaist. Eine Kooperation liegt also nahe. In den öffentlichen LBBW-Garagen am Hauptbahnhof werde pro Stunde ein Obolus von 1,90 Euro fällig, so Wege. In der City wollen die Automaten ansonsten mit mindestens 2,50 Euro gefüttert werden. Weil die Kundschaft beim Parken jeden Cent zweimal umdreht, hat der Shopping-Center-Betreiber einen Einheitspreis für das Gebiet im Blick. Wie hoch der zur Eröffnung, die rechtzeitig vor dem umsatzstarken Weichnachtsgeschäft 2014 sein soll, liegen wird, kann heute nicht gesagt werden. Bis dahin will die Bahn auch die alte Wagenladungsstraße auf 390 Meter Länge in einen Tunnel gelegt haben. Fixiert ist dagegen der Baustart für das neue Handelsviertel. Der Termin März 2012 ist dabei mit Bedacht gesetzt. Anfang März treffen sich in Cannes auf der laut Veranstalter weltweit führenden Immobilienmesse Mipim Anbieter und Käufer.

Auf dem früheren Güterbahnhofs-Gelände soll neben dem ECE-Komplex ein weiterer Hochpunkt gesetzt werden. An der Kreuzung Heilbronner und Wolframstraße baut die Schwäbische Wohnungs AG für 65 Millionen Euro einen 60-Meter-Turm. Die Nutzung, die zwischen Wohnungen und Hotel pendelte, steht nun fest. "Wir bauen ein gutes Vier-Sterne-Hotel mit etwa 140 Zimmern und darüber Wohnungen", sagt Tobias Fischer, Vorstandschef der AG. Bei Geschossgrößen von 600 Quadratmetern werde es Wohnungen von 100 bis 300 Quadratmeter geben. In der Branche rechnet man mit Quadratmeterpreisen von 4500 bis 9000 Euro. Dazu sagt Fischer noch nichts. Er weist auf den Service hin, den das Hotel für die Wohnungskäufer leisten soll. Das Hochhaus soll von Ende 2012 an entstehen.