Rechtsanwalt Peter Schütz leitete die Veranstaltung. Foto: Häusser

Die Bahn hat erneut über das Projekt Stuttgart 21 im Planabschnitt 1.3 informiert. Dies Mal machten die Vertreter des staatseigenen Unternehmens bei der Beantwortung von Fragen einen besseren Eindruck.

Plattenhardt - Die Vertreter der Bahn sind sichtlich bemüht gewesen, ihren Auftritt bei der Gemeinderatssitzung vom 30. September vergessen zu machen. Damals war eine Information zu Stuttgart 21 abgebrochen worden, nachdem Fragen der Stadträte Walter Bauer (SPD) und Matthias Gastel (Grüne/FFL) immer wieder nicht richtig beantwortet wurden. Die Bahn war sichtbar aus der Spur gekommen.

 

„Da ist einiges aus dem Ruder gelaufen“, sagte am Montag rückblickend der Projektsprecher Wolfgang Dietrich im Bürgerhaus Plattenhardt und hoffte, dass nun die Antworten auf anstehende Fragen gegeben werden könnten. Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker attestierte der Bahn schließlich nach zweieinhalb Stunden eine „deutlich bessere Veranstaltung“.

„Es wird Behinderungen geben“

Die Moderation war von Rechtsanwalt Peter Schütz von der Kanzlei Kasper-Knacke übernommen worden. Er erteilte den zuständigen Vertretern der Bahn das Wort zu den einzelnen Fragen. Vorab stellte er klar, dass es Behinderungen im S-Bahn-Verkehr geben werde. Schließlich greife man beim Bau des Planabschnitts 1.3 (zwischen Rohrer Kurve und Flughafen) in eine bestehende Infrastruktur ein.

Konkreter wurde schließlich der Leiter des Projekts, Wolfgang Schade. Er sagte, nachdem er die drei Bauabschnitte Rohrer Kurve, Gleisverlegung auf freier Strecke und S-Bahn-Station Flughafen benannt hatte, dass es während der Bauzeit immer wieder einen Eingleisverkehr geben werde. Auf Nachfrage stellte er fest, dass diese Eingleisigkeit je nach Bautätigkeit an einer anderen Stelle zwischen Rohrer Kurve und Flughafen auftrete.

Es werde allerdings auch zu Vollsperrungen kommen. Davon sei der Bereich bei der Rohrer Kurve an acht Wochenenden betroffen. Beim S-Bahnterminal Flughafen sei eine solche Sperrung nur einmal geplant. „Dann müssen wir aber auch einmal für sechs Tage sperren“, sagte er zum Erstaunen der rund 60 Zuhörer. Die Bautätigkeit in der S-Bahnstation erstrecke sich über 104 Wochen. Natürlich werde bei den Sperrungen ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Walter Bauer empört sich

„Davon war bisher nie die Rede“, empörte sich daraufhin der SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Bauer. Die Notwendigkeit eines Ersatzverkehrs sei von der Bahn immer abgestritten worden. Bauer kritisierte außerdem, dass laut Schade der Bahnsteig im S-Bahnhof Flughafen komplett abgesenkt werden soll.

Hintergrund ist, dass dort sowohl S-Bahnen als auch Fernzüge verkehren sollen. Letztere haben aber eine um 20 Zentimeter niedrigere Einstiegshöhe. Deshalb sollen der Bahnsteig und schließlich auch das Gleis der S-Bahn abgesenkt werden. Dies sei bisher anders dargestellt worden Man habe immer nur das Gleis der Fernzüge anheben wollen, erklärte Bauer, weil dies auch die billigere Lösung wäre. Bürgermeister Reinhard Molt bestätigte, dass im Filderdialog eine solche Aussage getroffen worden sei. Dem widersprach Günther Lohr, Experte für Schall- und Erschütterungsschutz bei der DB Projektbau. „Es ist noch nie behauptet worden, dass das Gleis angehoben wird“, sagte er ziemlich schroff. Dies sei schon wegen der Oberleitung gar nicht möglich.

Wunsch: Pünktlichkeit der S-Bahn

Für die anwesenden Bürger war offenbar die Pünktlichkeit der S-Bahn nach Fertigstellung des Planabschnitts 1.3 von großer Bedeutung. Es wird befürchtet, dass die S-Bahn gegenüber dem Fernverkehr auf der geplanten Mischverkehrstrecke zwischen Rohrer Kurve und Flughafen das Nachsehen hat. Dem widersprach Thomas Kaspar, Bereichsleiter bei der DB Netz. „Der Zug, der zuerst da ist, fährt zuerst“, sagte er. Im Übrigen seien alle Züge mit derselben Geschwindigkeit unterwegs.

Durch die Eingleisigkeit während der Bauarbeiten werde der Verkehr allerdings ausgedünnt, sagt Kaspar später. „Da können wir uns ja auf einiges einstellen“, sagte daraufhin OB Dönig-Poppensieker. Durch die Warterei der Züge komme es auf jeden Fall zu Verzögerungen und zum Verpassen von Anschlüssen. Schon jetzt komme es häufig zu Verspätungen bei der S-Bahn. Teilweise würden die Züge sogar ganz gekappt, fügte Walter Bauer hinzu. „Wir sind auf dieses System angewiesen“, sagte Dönig-Poppensieker unter großem Beifall der Anwesenden.

Bürgermeister Molt erhielt schließlich von Kaspar die Zusage, dass Filderstadt in die Planung des Schienenersatzverkehrs eingebunden werde.