Foto: Bahnprojekt Stuttgart-Ulm e. V.

Wirtschaftsunternehmen wollen bis Samstag auf dem Marktplatz über Stuttgart 21 informieren.

Stuttgart - Auch die Wirtschaft setzt sich für Stuttgart 21 ein. Mit einem Infomobil versuchen Unternehmen aus Baden-Württemberg die Herzen der Stuttgarter für das Bahnhofsprojekt zu erwärmen.

Warm ist es im Mobil, das liegt aber größtenteils an der eingebauten Heizung. Seit gestern ist es in Stuttgart zu Gast. Außer der scheint es nicht viel zu geben, was die Stuttgarter inspiriert, sich in dem Gefährt über das Projekt zu informieren.

Wolfgang Dietrich, Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm bringt auf den Punkt, was die Initiatoren mit dem Info-Laster erreichen wollen: "Wichtig ist uns vor allem der Dialog", sagt er, "und die Unternehmer im Land sollen Flagge zeigen."

Informieren soll das Mobil, Meinungen ändern kann es aber nicht. Oberbürgermeister Schuster hat gestern die Eröffnungsrede gehalten. Interessiert hat das nur wenige. Passanten gingen an dem Laster vorbei, würdigten ihn meist kaum eines Blickes. Auch der Begleitschutz der Polizei schien kaum einen Stuttgarter zu interessieren.

Einige Projektbefürworter waren vor Ort. Die Gegner konnte man an einer Hand abzählen, meist standen sie vor dem Mobil und diskutierten darüber. "Mich haben sie sogar rausgeschmissen, weil ich angeblich nur stören wollte", ärgert sich Projektgegner Ernest Petek. Philip Nagel, der die Bilder und Animationen auf den Bildschirmen im Infomobil für die Bürger erklärt, weiß warum: "Er hat ständig auf eine Frau eingeredet, die sich informieren wollte", sagt er, "ich habe ihn darum gebeten das zu unterlassen." Ansonsten aber ist Nagel zufrieden. Außer einigen Stuttgart 21 Gegnern, die nur kommen, um sich über das Projekt zu beschweren, gebe es nur Menschen, die sich ernsthaft mit dem Thema auseinander setze und sich darüber informieren wollen. "Es gab bisher noch keine Konflikte", so Philipp Nagel, "damit rechnen wir höchstens am Samstag, wenn es in der Stadt wieder Demonstrationen gibt.

Die Interessierten, die sich über die geplanten Bauarbeiten aufklären ließen, fanden sich oft auch in angeregten Gesprächen wieder. Egal ob Gegner oder Befürworter, der Ton war meist respektvoll und Argumente wurden von beiden Seiten akzeptiert. Die Stuttgarter Bundestagsabgeordnete Karin Maag fasste die Atmosphäre im Infomobil zusammen: "Das ist spannend, wir sehen hier die neue Kultur des Umgangs miteinander."

Wer sich über das Projekt informiert, hat sich seine Meinung längst gebildet. Die Befürworter, die aus dem Mobil kommen, sind sich fast immer einig: "Das ist eine schöne Sache, aber sie kommt zu spät", sagt die Stuttgarterin Barbara Behrend. Selbst Politiker, die hinter dem Projekt stehen, sehen das so: "Das Mobil macht auf mich einen guten Eindruck, hätte aber vor zwei Jahren mehr gebracht", sagt der Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann und fügt hinzu: "Besser spät als nie."

Die Gegner sehen das anders. Für sie macht das Mobil gar keinen Sinn: "Das ist doch alles nur Propaganda", schimpft einer. "Da sieht man wo das Geld steckt", regt sich ein anderer auf. Andre Dietenberger, der gegen das Projekt ist, regt sich über das Mobil nicht groß auf: "Egal ob pro oder kontra, das bringt eigentlich keinem etwas."

Zumindest dem Oberbürgermeister hat das Infomobil etwas gebracht. Er zeigte Bürgernähe. Nach seinem Grußwort drang Ernest Petek, der sich zuvor aus dem Mobil ausgeschlossen fühlte, zu ihm vor und drückte ihm das Programm der Aktionswoche der Projektgegner in die Hand. Als Wolfgang Dietrich versuchte Petek aufzuhalten, ermunterte Schuster den Projektgegner zu reden. "Sie sind auch mein Bürgermeister, Herr Schuster", sagte der, "deshalb lade ich Sie ein, zur Aktionswoche zu kommen."

Schuster steckte den Zettel in seine Tasche und erklärte, warum er den Projektgegner nicht abgewürgt hatte: "Jeder ist hier eingeladen, rausgeschmissen wird keiner!"

Das InfoMobil ist in Stuttgart am Freitag von 10:00 bis 18:00 Uhr geöffnet und am Samstag von 15:30-22:00 Uhr.