Die Fragen an die Planer waren im Vorfeld gesammelt worden Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Es gibt einen ungewöhnlichen Plan für Gebäude im Kernerviertel, die wegen der Bauarbeiten für Stuttgart 21 abzusinken drohen. Bei einer Bürgerinformationsveranstaltung hat es aber auch in Sachen Verkehrsführung interessante Neuigkeiten gegeben.

Stuttgart - Die Anwohner aus dem Kernerviertel wollten es ganz genau wissen: Wann sind die Lichtkegel fertig gestellt oder die Rohbauarbeiten entlang der Bundesstraße 14? Verantwortliche des Bahnprojekts Stuttgart 21 und der Stuttgarter Straßenbahnen AG haben sich dieser Tage den Bürgerfragen bei einer Veranstaltung im Stuttgarter Rathaus gestellt – das Netzwerk Kernerviertel hatte die Fragen der Bürger zuvor gesammelt und weitergegeben. Auch über die Lärmbelastung, eventuelle Nachtbauarbeiten, die Inbetriebnahme der neuen SSB-Haltestelle Staatsgalerie und die Hebungsinjektionen wollten die Anwohner des Kernerviertels mehr erfahren.

Manfred Leger, Vorsitzender der Geschäftsführung der DB Projekt Stuttgart–Ulm GmbH, wiederholte zunächst Bekanntes: Man brauche mehr Geld und Zeit. Der Bahnhof werde 2025 in Betrieb genommen und koste 7,7 Milliarden Euro. Die Neubaustrecke nach Ulm soll ab 2022 befahren werden können – Kosten: 3,7 Milliarden Euro.

Es wird sieben Tage die Woche durchgearbeitet

Während man in Ulm im Plan sei, dauere es in Stuttgart noch. Das Planrechtsverfahren für die Station Terminal und die Rohrer Kurve sei in der Einwendungsbearbeitung. Bei der Flughafenanbindung müssten noch Klagen geklärt werden. Der zweite und letzte Tunneldurchschlag am Kriegsberg solle indes im Juli 2018 erfolgen. Unter den sechs fertigen Kelchfüßen sei eine Kelchstütze in abschließender Bewährungsarbeit. „Diese absolute Prototypenarbeit beschäftigt uns sehr“, so Leger. Michael Pradel, Leiter des Planfeststellungsabschnitts Talquerung mit Hauptbahnhof, ergänzte, dass im Sommer der erste Kelch betoniert werden solle, der zweite Beginn des kommenden Jahres. „Der Bauabschnitt 22 am Südkopf ist im Rohbau fertig.“ Im Abschnitt 25, dem Kernerviertel am nächsten, sei man voll in den Rohbauarbeiten, hebe die Baugrube auf Rammniveau aus und stelle Rammpfähle her. Bis Ende 2018 sollen die Wände stehen. Im August 2018 sollen laut Plan die Fahrspuren Schillerstraße und der Kreuzung Gebhard-Müller-Platz zurückverlegt werden. Pradel versicherte, dass für den Nachtzeitraum von 20 bis 7 Uhr in den kommenden Monaten keine Arbeiten im Südkopf geplant seien.

In den Tunnelabschnitten indes werde 24 Stunden, sieben Tage die Woche gearbeitet, so Günter Osthoff, der mit Andreas Dörfel für den Abschnitt Fildertunnel zuständig ist. „Ab September werden die Innenschalen der Röhren Tag und Nacht betoniert, sechs bis sieben Monate lang. Das müssen wir sehr langsam tun, es wird Sie nicht mehr belästigen als jetzt.“ Das sahen manche Bürger kritisch, da drei bis vier Fahrzeuge pro Stunde über die B14 Beton anliefern sollen.

Stadtbahnen sollen erst Ende 2022 wieder normal fahren

Auch in Sachen Senkungen wollten einige Genaueres wissen. Im Kernerviertel sollen Gebäude, die abzusinken drohen, vorab um bis zu 25 Millimeter mit Injektionen angehoben werden. Wer Daten zu einem bestimmten Haus wolle, solle sich melden, so Osthoff. Laut Dörfel gibt es viele Messpunkte, aber täglich gemessen werde erst, wenn der Vortrieb des Tunnels in dem jeweiligen Bereich angekommen ist. Winfried Reichle von der SSB berichtete auf Nachfrage, dass durch die verlegte, nun neu entstehende Haltestelle Staatsgalerie, die zirka Mitte 2020 vorm Planetarium in Betrieb gehen soll, die Stadtbahnen wohl erst Ende 2022 wieder in beide Richtungen regulär verkehren würden.