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Ab 2012 gibt es zahlreiche Änderungen bei den Zugängen zu S- und Fernbahn im Hauptbahnhof.

Stuttgart - Während der Bauzeit von Stuttgart 21 sollen in ihrer Mobilität eingeschränkte Reisende alle Züge im bestehenden Kopfbahnhof weiterhin barrierefrei erreichen. Das verspricht die Bahn. Auf neue Wege und Zugänge müssen sich aber alle Bahnkunden voraussichtlich ab dem kommenden Jahr einstellen.

Bei Kopfbahnhof-Befürwortern gilt der Begriff Barrierefreiheit als Argument gegen Stuttgart 21. Auch während der Schlichtung unter Heiner Geißler wurde diskutiert, wie Rollstuhlfahrer, Sehbehinderte oder Familien mit Kinderwagen die Bahnsteige während der Bauphase des geplanten Tiefbahnhofs erreichen. „Um wirkliche Barrierefreiheit zu realisieren, müssen Betroffene frühzeitig in die Projektplanung integriert sein“, sagt Oliver Appel. Der Rollstuhlfahrer ist Beiratsvorsitzender vom „Bündnis Barrierefreies Stuttgart 21“ (BS21), das verschiedene Interessenverbände im vergangenen Jahr gründeten, um sich Gehör bei den Projektpartnern zu verschaffen.

Provisorien während der Bauphase

Auf Drängen des Stadtseniorenrats, einem Bündnismitglied, lud das Kommunikationsbüro des Bahnprojekts am Dienstagabend Betroffene zu einer Infoveranstaltung ins Rathaus. Rund ein Jahr nach dem offiziellen Baustart informierte Sven Hantel, Manager von rund 700 Bahnhöfen im Land, was Reisende im Hauptbahnhof während der heißen Bauphase von Stuttgart 21 erwartet. „Es gibt natürlich Provisorien in diesem Zwischenzustand“, so Hantel über Änderungen, von denen die auffälligste die Verschiebung der Bahnsteige um 110 Meter Richtung Gleisvorfeld ist, um den Trog des Tiefbahnhofs ausheben zu können. Zwei je zehn Meter breite Stege sollen die Grube zwischen Bahnhofshalle und neuem Querbahnsteig überbrücken. Zusätzlich soll der Querbahnsteig an beiden Endseiten vom Kurt-Georg-Kiesinger-Platz auf Höhe des LBBW-Gebäudes und vom Mittleren Schlossgarten stufenfrei über einen Steg erreichbar werden.

„Mit Beginn der Aushubarbeiten fällt allerdings der Abgang zur S-Bahn bei Gleis 4/5 weg“, kündigt Hantel eine einschneidende Änderung an. Da auch eine neue Verbindungsebene zwischen S-Bahn-Station und Tiefbahnhof geplant ist, muss zudem der Aufzug bei der Kleinen Schalterhalle stillgelegt werden. „Der Zugang zur S-Bahn ist dann nur noch über die Klett-Passage möglich“, kündigt Hantel an. Die Baupläne versperren allerdings einen Umleitungsweg. „Sobald das Technikgebäude erstellt wird, müssen wir den Nordausgang des Hauptbahnhofs schließen“, nennt Hantel die erste Maßnahme. Voraussichtlich ab 2012 soll dies der Fall sein. An einer Wegführung vom Querbahnsteig entlang des abgerissenen Nordflügels werde geplant.

Mit einem Service- und Infokonzept sollen Bahnreisende weiterhin zu ihren Zügen finden. „Wir werden geschultes Servicepersonal deutlich aufstocken“, sagt Hantel, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Zudem soll die Bahnhofshalle mit mehr Infostelen ausgestattet werden. Wegeleitsysteme, Banner und Flugblätter sollen Verwirrung nicht erst aufkommen lassen. Auf veränderte Wege müssen sich bis zu 100.000 Reisende täglich einstellen. Bahnhofmission und Bahnmitarbeiter helfen jährlich 7000 Behinderten beim Ein- und Aussteigen.