Die Landeshauptstadt will, dass das von der Bahn aufbereitete Bauwasser an den Versickerungsbrunnen auf abfiltrierbare Stoffe geprüft wird. Die Bahn hat gegen die von der Genehmigungsbehörde verfügte Auflage Widerspruch eingelegt.
Stuttgart - Das Umweltamt der Landeshauptstadt drängt beim Eisenbahn-Bundesamt (Eba) auf eine erneut vertiefte und vor allem längere Kontrolle des beim Bahnprojekt Stuttgart 21 behandelten Grundwassers. Es wird aus den Baugruben gepumpt und fließt nach der Reinigung über das blaue Rohrleitungssystem zu Versickerungsbrunnen. Die Kontrollen sollen an der Versickerungsstelle stattfinden.
Die Bahn-Aufsichtsbehörde Eba hat bereits im Mai 2015 ein weiteres Grundwasser-Monitoring für die Bautätigkeiten am neuen Durchgangsbahnhof angeordnet. Das gab es schon im Mai/ Juni und von August bis Oktober 2014. Auslöser war damals ein Unfall. Ein Lastwagen hatte an der Jägerstraße eines der Wasserrohre umgerissen. Aus dem Leck floss Wasser, das augenscheinlich mit Rostpartikeln verunreinigt war. Die Rohre sind innen nicht beschichtet, sie können korrodieren. Die Analysen ergaben 2014 aber keine Überschreitungen der Einleitgrenzwerte. Die Bahn sagt, die Rohre würden vor dem Versickern von Wasser gespült werden.
Amt für Umweltschutz hält längere Überwachung für nötig
Das Amt für Umweltschutz forderte trotz der Entwarnung wenig später eine länger laufende Überwachung an den Brunnen. Es will die Konzentration der abfiltrierbaren Festpartikel erfasst haben, also wissen, was bei den Brunnen nach der Wasseraufbereitung, die in der Anlage im Schlossgarten geschieht, tatsächlich ankommt.
Die Bahn hat gegen den Bescheid des Eba Widerspruch eingelegt. Über diesen Widerspruch wird das Eba selbst entscheiden. „Eine Prognose, wann das sein wird, ist derzeit leider nicht möglich“, sagt ein Sprecher der Behörde. Die Forderung nach der Überwachung sei nachvollziehbar, denn es habe sich gezeigt, „dass es innerhalb des Rohrleitungssystems nach dem Durchlaufen der Wasseraufbereitungsanlage zu Bildung und Mobilisierung von Feststoffen kommt und die Gehalte nicht konstant sind.“
Stadt fordert von Bahn "transparente Kommunikation“
Die Behörde nimmt damit die Argumentation der Stadt auf. Es sei nicht nachvollziehbar, warum sich das Stuttgart-21-Projektbüro sträube, „eine fachlich begründete Vorgabe umzusetzen, die gleichzeitig dazu dient, öffentlich bekannte Fragen beim Infiltrationswasser zu beseitigen“, sagt Bau- und Umweltbürgermeister Peter Pätzold (Grüne). Pätzold weiter: „Die Stadt ist in engem Kontakt mit dem Eba und erwartet, dass die Behörde den Widerspruch der Bahn schnellstmöglich zurückweist.“
Die Bahn sieht angesichts der guten Ergebnisse aus 2014 keine Notwendigkeit, die Überwachung nochmals zu intensivieren. Die Qualität des Grundwassers sei nicht gefährdet, alle Befunde seien bislang unkritisch, alle Grenzwerte unterschritten worden. „Da somit kein Anlass für eine Verschärfung der Überwachung besteht, hält die Bahn eine Ausweitung der bereits umfänglichen Kontrollen nicht für gerechtfertigt“, sagt ein Projektsprecher. Deshalb habe man den Widerspruch eingelegt.
Beim Durchschlag des Steinbühltunnels auf der Alb hatte der Stuttgart-21-Projektchef Manfred Leger gelobt, dass es dort geringere Auflagen gebe. Die Bevölkerung dort habe eine realistische Einschätzung vom Projekt. Dort wird die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm gebaut. Wer in einer dicht besiedelten Großstadt zügig bauen wolle, für den sei eine transparente Kommunikation „gerade bei schwierigen Themen wie Wasser- oder Lärmschutz entscheidend“, sagt Pätzold. Das fördere die Akzeptanz des Vorhabens.