Einzig stummer Protest: Seit Montag werden die Bahnpläne zur Trasse Leinfelden-Echterdingen erörtert Foto: Jan Reich

Die Deutsche Bahn steht beim Schienenanschluss des Landesflughafens unter hohem Zeitdruck. Um bis 2021 fertig zu werden, will sie Planung und Bau beschleunigen. Das kostet Geld.

Die Deutsche Bahn steht beim Schienenanschluss des Landesflughafens unter hohem Zeitdruck. Um bis 2021 fertig zu werden, will sie Planung und Bau beschleunigen. Das kostet Geld.

Stuttgart - 5500 Bürger haben Einwände gegen die Bahnpläne am Flughafen eingereicht. Am Montag, dem ersten Tag der vom Regierungspräsidium (RP) geleiteten Erörterung für dieses Stuttgart-21-Teilstück, finden nur rund 150 Interessierte ins Messe-Kongresszentrum. Die üblichen „Lügenpack“-Rufe bleiben aus, ein einziges Protesttransparent sorgt für Farbe in der gedeckt getünchten, fensterlosen Halle. Das Missfallen der Gegner beschränkt sich auf Unmutsmurren und gelegentliches Gelächter. Die Einwände sind dennoch gewichtig.

S-21-Projektschef Manfred Leger spricht von „unheimlichen Vorteilen für alle“, die der neue Fern- und kombinierte S- und Regionalbahnhof bringen werde. Es sei zwar „nicht besonders clever anzunehmen, dass jemand von Bratislava nach Paris fahren wird“, beschreibt Leger die Einbindung des zwölf Kilometer langen Streckenstücks auf der europäischen Achse, „zwischendrin gibt es aber viele Vorteile“. Für das Zurechtrücken der von Politikern und Bahn-Funktionären über Jahre vorgebeteten Wirkung der Magistrale Paris–Bratislava erhält Leger Beifall, für seine Lobeshymnen auf die Bahn-Planung hebt sich aber keine Hand.

Der Umgang, das wird trotz Befangenheitsanträgen gegen die Erörterungsleiter Gertrud Bühler und Michael Trippen vom RP deutlich, ist gemäßigt. Die Scharfmacher und Schreier früherer Erörterungen sind am Montag nicht da. Als Bahn-Abschnittsleiter Christophe Jacobi den Sinn der Veranstaltung mit der Aussage „wir erörtern nicht ob, sondern wie wir hier bauen“ relativiert, verschafft sich Bühler Respekt. „Das sehen wir nicht so“, sagt sie zu Jacobi.

Bühlers Behörde allerdings entscheidet nicht. Das RP wird eine Empfehlung an das entscheidende Eisenbahn-Bundesamt (Eba) geben, und das wird Monate dauern. Weil der Flughafenanschluss Verspätung hat, will Jacobi Gas geben. die Ausschreibung werde vorbereitet, die Ausführungsplanung vorgezogen, den neuen Fernbahnhof am Airport könne man in mehrere Richtungen bauen. Das kostet Geld. Wie viel, sagt Jacobi nicht. „Was Sie machen, ist kühn“, sagt Steffen Siegel von der Schutzgemeinschaft Filder. Wenn das Eba Auflagen verfüge, müsse man ändern, sagt Jacobi.

Aus der Sicht von Roland Klenk, OB von Leinfelden-Echterdingen, muss die Bahn ihre Pläne grundsätzlich überdenken, weil Verspätungen der S-Bahn ansonsten zur Regel und ein Ausbau unmöglich werden. „Es könnte sich als fatal kurzsichtig erweisen, nicht vier Prozent mehr für eine bessere Variante auszugeben“, wirbt Klenk für streng getrennte Fern- und S-Bahn-Halte. Seine Forderung nach Lärmschutz wehren Bahn-Anwalt Peter Schütz und Verfahrensmanager Günther Lohr am Nachmittag ab. „Es gibt keinen Schutzanspruch“, sagt Lohr, weder für die Bewohner der Doppelstadt noch die Bürger in Plieningen oder in Rohr, in deren Nähe Gleistrassen und (bei Plieningen) ein Straßenstück entstehen.

Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesgeschäftsführerin des Bundes für Umwelt und Naturschutz, prophezeit der Bahn ein Waterloo. Die überzogenen Pläne seien nicht genehmigungsfähig. Für den Flughafen reiche ein Bahnhalt am Bosch-Parkhaus. Für Steffen Siegel reicht noch weniger. „Erhalten wie einen einzigartigen Kopfbahnhof!“ sagt er.

Heute soll von 9 Uhr an im Messe-Kongresszentrum das Thema Lärm besprochen werden. Am Mittwoch werden die Punkte Umwelt, Natur und Landschaft aufgerufen.