Vor dem Nordausgang des Stuttgarter Hauptbahnhofs befindet sich der Kurt-Georg-Kiesinger-Platz Foto: Kraufmann

15 Bäume am Kurt-Georg-Kiesinger-Platz sind der ersten Bauphase von Stuttgart21 im Weg.

Stuttgart - Die Bahn will prüfen, ob 15 Bäume am Kurt-Georg-Kiesinger-Platz Anfang 2011 verpflanzt werden können. Die Bäume sind der ersten Bauphase von Stuttgart21 im Weg. Für die neue ICE-Trasse Wendlingen-Ulm haben die Arbeiten bereits am Montag begonnen.

Der mögliche Erhalt von rund 290 Bäumen, die für das Bahnprojekt Stuttgart21 im Mittleren Schlossgarten fallen müssten, ist Teil des Schlichterspruchs von Heiner Geißler vor zwei Wochen. Die Bahn hatte sich darüber hinaus verpflichtet, auch die annähernd 50 Bäume vor dem Nordausgang des alten Bonatz-Baus zu erhalten.

Technikgebäude wird der erste Neubau bei Stuttgart21

"Wir lassen als Nächstes untersuchen, ob 15 Bäume auf dem Kurt-Georg-Kiesinger-Platz für die Umpflanzung an andere Standorte infrage kommen", sagte am Montag Stuttgart-21-Projektsprecher Udo Andriof. Die 15 Bäume sind im Weg, wenn die EnBW am 10.Januar 2011 mit der Verlegung von Versorgungsleitungen beginnt. "Dabei müssen auch immer wieder Teile des Autoparkplatzes gesperrt werden", kündigte Andriof an. Die Taxi-Plätze blieben erhalten.

Unter dem Platz wird ein zweigeschossiges Gebäude errichtet, das künftig die Stellwerktechnik der S-Bahn aufnimmt. Das Technikgebäude wird der erste Neubau bei Stuttgart21 sein. Bei dieser Baustelle könnte es im Januar "sehr rasch weitergehen", meinte Andriof. Weitere Parkbäume im Schlossgarten werden hingegen nicht vor dem 1.Oktober 2011 verpflanzt - oder gefällt.

Die Sorge der Stadt Stuttgart, dass das Technikgebäude mit einer Erweiterung des achtgleisigen Tiefbahnhofs infolge des Stresstests zur Leistungsfähigkeit kollidieren könnte, wurden von Andriofs Kollege Wolfgang Dietrich am Montag nicht geteilt. "Das Technikgebäude kann da gebaut werden, wo es vorgesehen ist", sagte Dietrich.

Baufortschritt auf You Tube zu sehen

Die Darstellung zeugt laut Werner Wölfle, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen im Stuttgarter Landtag, von "Realitätsverlust" der Projektsprecher. Solange keine "belastbaren Baupläne" vorlägen, die nachweisen, dass das Technikgebäude mit einem zehngleisigen Tiefbahnhof vereinbar sein könnte, hielten die Grünen an ihrer Baustopp-Forderung fest, erklärte Wölfle.

Auch die Untersuchung der Bäume auf ihre mögliche Verpflanzung stößt bei den Projektgegnern auf Widerspruch. "Es reicht nicht, irgendwann im Januar das Ergebnis zu verkünden", kritisierte Wölfe. "Umweltverbände wie BUND und Nabu müssen in die Untersuchungen eingebunden sein - sonst ist sie nicht glaubwürdig."

Baufortschritt auf You Tube zu sehen

Als weitere konkrete Baumaßnahme kündigte Andriof den Bau eines Wetterschutzes an der Abbruchkante des gefallenen Nordflügels am Bonatz-Bau an. Für das Grundwassermanagement sollen 2010 keine Arbeiten mehr beginnen. Die kilometerlangen Leitungen für das Abpumpen des Grundwassers aus den Stuttgart-21-Baugruben und das Zurückführen des Wassers seien aber hergestellt, so Andriof.

Nach dem feierlichen Baustart von Stuttgart21 am 2.Februar 2010 hat am Montag ohne größeres Aufheben auch der Bau der ICE-Trasse Wendlingen-Ulm begonnen. Konkret sind es Bohrarbeiten für die Fundamente einer neuer Eisenbahnbrücke bei der Ortschaft Aichelberg. Die Brücke mit 52 Meter Spannweite dient einige Jahre als Baustraße, ehe sie in der Endphase des Streckenbaus zur Eisenbahnbrücke umgebaut wird. Die ICE-Trasse und Stuttgart21 sollen Ende 2019 in Betrieb gehen.

In den nächsten Monaten will das Kommunikationsbüro beider Großprojekte bis zu 40 Videoclips auf der eigenen Homepage und auf You Tube veröffentlichen, um den Baufortschritt zu erläutern. "Wir wollen wie in der Schlichtung sachlich und ohne Radau informieren", versprach Dietrich.