Für Stuttgart 21 reißen Bagger den Südflügel des Hauptbahnhofs ab Foto: PPFotodesign.com

Streit um mögliche Einsparungen durch Abriss der Bahndirektion – Anreize zum Sparen für Baufirmen.

Stuttgart -  Die Deutsche Bahn sucht nach neuen Ansätzen, die Kosten für Stuttgart21 im Rahmen zu halten. Dabei ist unter anderem der Abriss der Alten Bahndirektion ins Gespräch gekommen. Doch Baubürgermeister Matthias Hahn (SPD) stellt klar: "Das geht nicht!"

Die Option, das denkmalgeschützte Gebäude an der Heilbronner Straße komplett abzureißen - wobei lediglich die Fassade stehen bliebe -, ist einer der Punkte, die die Deutsche Bahn am Freitag dem sogenannten Arbeitskreis Baden-Württemberg vorgestellt hat. Das Gremium bereitet den Lenkungskreis vor, das höchste Entscheidungsgremium für Stuttgart21 von Land, Stadt, Region und Bahn.

Der Komplettabbruch würde die Bauarbeiten für die Tunnel zwischen Tiefbahnhof und Feuerbach deutlich erleichtern und verspricht allein deshalb eine Reduzierung der Baukosten um rund zehn Millionen Euro. Für die Bahn ist diese Vorstellung attraktiv: Wenn demnächst wie geplant die Hälfte aller Bauarbeiten für S21 vergeben sind, müssen insgesamt 60 Millionen Euro eingespart werden. So steht es in den internen Unterlagen der Bahn für den Arbeitskreis. 240 Millionen Euro Mehrkosten sind dagegen nicht mehr zu vermeiden; sie wurden bereits den Gesamtkosten von S21 zugeschlagen.

Bürgermeister Hahn "explodiert"

Unter der Voraussetzung, dass die Einsparungen von 60 Millionen Euro möglich sind, stehen zurzeit bei einem Kostenrahmen von rund 4,5 Milliarden Euro noch 390 Millionen Euro als Risikopuffer zur Verfügung. Falls das Projekt noch teurer wird, müsste die Bahn erneut mit den Partnern verhandeln. Land, Stadt und Region haben das bereits kategorisch abgelehnt.

Auch wenn die Partner auf den Kostendeckel pochen, heißt das nicht, dass sie jeden Sparvorschlag mittragen. "Das historische, markante Kopfgebäude der Bahndirektion bleibt erhalten; das steht für mich wie in Erz gegossen", betont Baubürgermeister Hahn. Die Stadt habe sich immer für den Erhalt starkgemacht, und so verlange es auch der rechtskräftige Planfeststellungsbeschluss.

Im Dezember, erinnert sich Hahn, habe ein Vertreter der Bahn bei ihm erstmals vorgefühlt, ob sich die Stadt aus Kostengründen den Abriss vorstellen könne. Dem habe er widersprochen. Als das Thema im Arbeitskreis dennoch auf die Tagesordnung kam, sei der Bürgermeister "explodiert", erinnert sich ein Sitzungsteilnehmer. Im Städtebauausschuss warf Hahn der Bahn wenig später sogar "Vertrauensbruch" vor. Dazu stehe er weiterhin, sagte Hahn am Donnerstag: "Ich habe nochmals Flagge gezeigt."

Finanzielle Anreize für Einhalten von Kostenzielen

"Die Bahn hat nie vorgeschlagen, die Direktion abzureißen", sagte S-21-Sprecher Wolfgang Dietrich am Donnerstag, erkennbar um Entspannung bemüht. Nachdem ein Bauunternehmen in aktuellen Vergabeverhandlungen den Abriss vorgeschlagen habe, sei die Bahn lediglich "ihrer Pflicht nachgekommen, alle möglichen Einsparpotenziale aufzuzeigen". Dietrich betont, dass die Unterlagen für den Arbeitskreis "unter Vorbehalt" der Bahn stünden. Verbindliche Entscheidungen zu Mehrkosten und Einsparungen treffe ohnehin nur der Lenkungskreis.

Trotzdem machen die Papiere deutlich, wo die Bahn am meisten Spardruck macht: Bei noch offenen Vergaben will der Konzern zum Beispiel ein System einführen, das bei der Wirtschaft mehr finanzielle Anreize für das Einhalten von Kostenzielen setzt. Externe Berater sollen die S-21-Planungsmannschaft unterstützen. Eher konventionell sind Sparansätze direkt im Baubereich - etwa bei Material und der Bauabwicklung des Tiefbahnhofs. In der Baulogistik sollen die Angebotspreise um ein Viertel reduziert werden. Bis zur Jahresmitte will die Bahn auch vertraglich geklärt haben, wer unter welchen Bedingungen für die rund 80 Millionen Euro Mehrkosten aus der Schlichtung aufkommt.