Im Schlossgarten und auf dem früheren Bahnsteig-Gelände im Hauptbahnhof sind inzwischen Baugruben ausgehoben. Ab Sommer soll betoniert werden Foto: 7aktuell.de/Heckel

Ende 2021 soll das Megaprojekt Stuttgart 21 fertig sein. Das hat Bahn-Infrastrukturvorstand Volker Kefer am Montag zur Lenkungskreissitzung erneut beteuert. Um den Termin zu schaffen, muss Projektchef Manfred Leger ein Jahr Verzug aufholen.

Stuttgart - Alles paletti, alles in Butter, im neuen Tiefbahnhof werden Ende 2021 Züge im regulären Fahrplan verkehren und auch am neuen Flughafenbahnhof halten. Die Botschaft von DB-Vorstand Volker Kefer (59) ist an viele Wenns geknüpft, das zeigen die Unterlagen aus der jüngsten Sitzung des politisch besetzten Lenkungskreises zu Stuttgart 21. Nach wie vor klemmt es im Projekt an etlichen Stellen.

Aktuell mehr als ein Jahr Verzug: Das Projekt hinkt seinem Zeitplan an mindestens zwei Bauabschnitten um zwölf und mehr als zwölf Monate hinterher. Der Tiefbahnhof sollte seit August 2014 betoniert werden. Dazu fehlt aber eine Genehmigung. Und der Aufbau der zweiten Anlage zur Reinigung des abgepumpten Grundwassers ist noch nicht vergeben. Projektchef Manfred Leger hat angekündigt, durch paralleles Arbeiten Zeit zu sparen. 2016, 2018 und 2020 sollen beim Tiefbahnhof durch Optimierungen insgesamt zwölf Monate, die jetzt fehlen, hereingeholt werden.

Kritische Ehmannstraße: Noch kritischer als am Tiefbahnhof ist die Verspätung an der Ehmannstraße. Wegen Juchtenkäfern in Bäumen, die gefällt werden sollten, wurde dort der Bauablauf stark verändert. Leger will in diesem und im nächsten Jahr, dann 2017 und Ende 2019 mehr als zwölf Monate hereinholen.

Noch mehr Änderungen am Airport: Am Montag haben sich die Vertragspartner auf eine Trennung der Anbindung der Gäubahn und der Fernbahn (vom Hauptbahnhof und von Ulm) an den Airport geeinigt. Damit solle die Inbetriebnahme 2021 der Fernbahn gesichert werden, der neu geplante Gäubahnanschluss käme Ende 2023, so Kefer. Doch auch der Fernbahnhof am Landesflughafen muss verändert geplant werden, auch seine noch nicht genehmigten Pläne sind bereits wieder veraltet, denn die Bahn will den Ausgang West der Station um 16 Meter in Richtung Messe verschieben. Und der Ausgang Ost soll, weil dort wegen des Fernomnibusbahnhofes und eines großen Parkhauses mit mehr Reisenden gerechnet wird, größer werden. „Wir müssen sehen, wie wir mit den Genehmigungen klarkommen“, sagt Kefer zum Thema Flughafen. Sehen, wie man klarkommt, heißt, dass die Bahn noch im Nebel tappt.

Projektbüro braucht 200 Leute: Das Projektbüro für Stuttgart 21 und den Schienenstrang Wendlingen–Ulm hat inzwischen 307 Mitarbeiter. In diesem Jahr sollen 100, in den Jahren 2017 und 2018 weitere 100 Mitarbeiter eingestellt werden. Man habe „neue, kreative Wege im Recruiting“ eingeschlagen, also in der Anwerbung, und eine „sehr geringe Fluktuation und stabile Führungsmannschaft“, heißt es im Papier für den Lenkungskreis. Geringe Fluktuation, stabile Führung? Das kann man nur sagen, wenn man die Abgänge des früheren Projektchefs Stefan Penn und des Abschnittsleiters für den Tiefbahnhof und die Baulogistik im November 2014 verdrängt hat.

6,5 Milliarden Euro – es wird eng: Der Aufsichtsrat der Bahn hat vor zwei Jahren einer Budgeterhöhung bei Stuttgart 21 um zwei auf 6,5 Milliarden Euro zugestimmt. Mehr als eine Milliarde, hatte Kefer damals zähneknirschend eingeräumt, gingen auf eigene Fehler zurück. Vom gesamten Vergabevolumen, hier rechnet die Bahn allerdings mit 5,987 Milliarden Euro („Gesamtwertumfang“) sind inzwischen 48 Prozent vergeben, rund 2,8 Milliarden Euro. Im Rest ist auch der Puffer für alle Nachträge enthalten. Zu Nachträgen, also Änderungen im Vergleich zu den ausgeschriebenen und beauftragten Leistungen, wird es nun durch die zwingende Beschleunigung der Baustelle kommen. Leger hat mehrfach angekündigt, Stuttgart 21 im Budgetrahmen von 6,5 Milliarden Euro liefern zu wollen. Der Anspruch bleibt sportlich.