Foto: dapd

Naturschutzverband fordert, Pläne für Kanal zu ändern - SSB wäre von Verzögerung betroffen.

Stuttgart - Wenige Tage vor den Baumfällarbeiten im Schlossgarten erwägt die Bahn eine Änderung beim Projekt Stuttgart 21. Sie prüft, ob der neue Nesenbach-Abwasserkanal gekürzt werden kann. Der heutige Kanal würde den Durchgangsbahnhof im Park durchschneiden. Daher müssen neue Rohre in größerer Tiefe zwischen Königin-Katharina-Stift und dem Planetarium verlegt werden. Hinter dem Planetarium soll der neue Kanal dann in den alten münden. Der Anschluss könnte aber auch direkt unter dem Planetarium erfolgen.

Die Neuplanung könnte Geld sparen, würde aber Zeit kosten, denn die Änderung muss vom Eisenbahn-Bundesamt (EBA) genehmigt werden. Würde der neue Kanal gekürzt werden, ergäbe sich ein Nebeneffekt: Im Schlossgarten könnten 25 bisher zur Fällung oder Verpflanzung vorgesehene Bäume beim Planetarium erhalten bleiben. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) wirbt daher für die Änderung. "Einige der Bäume wie zum Beispiel eine Sommerlinde und ein Bergahorn sind Prachtexemplare mit mehr als zwei Meter Stammumfang und älter als 100 Jahre", sagt der BUND-Regionalgeschäftsführer Gerhard Pfeifer. Bahn und Land, so Pfeifer, sollten ihre Pläne zur Fällung zurückstellen, denn "es wäre ein Riesenskandal, wenn sich in den nächsten Wochen herausstellen sollte, dass ein Teil der gefällten Bäume den Baumaßnahmen gar nicht im Wege standen".

Stadt sperrt sich nicht

Die Bahn will am Montag auf einer Pressekonferenz ihre Pläne zu der Fällaktion erläutern. Da aktuell Vergabeverhandlungen mit einer Baufirma auch für den neuen Kanal laufen, tut sie sich schwer, die Frage jetzt zu entscheiden.

Die Stadt als Eigentümer des Abwasserkanals, der mehr als zwei Meter Durchmesser hat, sperrt sich nicht gegen einen gekürzten Neubau. Wenn die Bahn nachweisen könne, dass der Abtransport des Abwassers auch bei gekürztem Neubau einwandfrei funktioniere, werde die Stadt nicht dagegen sprechen, sagt Gerhard Rotermund, Projektleiter im Tiefbauamt. Von einer Änderung betroffen wäre auch die Stuttgarter Straßenbahnen AG. Sie muss wegen Stuttgart 21 ihre Haltestelle Staatsgalerie und die zuführenden Gleise in der Schillerstraße verlegen. Der Kanal müsse bis dahin fertig sein, sagt Projektleiter Winfried Reichle. Vor Ende 2012 würden die SSB mit den Arbeiten an der Haltestelle nicht beginnen können, so Reichle. Die Verträge zur Kostenübernahme durch die Bahn sind noch nicht geschlossen.

Weiter im Plan ist die SSB auf der anderen Talseite. Entlang der Heilbronner Straße muss wegen Stuttgart 21 im Kriegsberg ein neuer Stadtbahntunnel gegraben werden. Bis Sommer wollen die SSB bauen. Die neue Röhre würde bis Jahresende im Berg auf wasserführende Schichten treffen. Dann, sagt Reichle, müsse die Grundwasseranlage der Bahn im Park in Betrieb sein.