Das Grundwassermanagement der Bahn vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof. Foto: Kienzle

Möglicherweise muss die Deutsche Bahn mehr Grundwasser abpumpen, als bisher zugelassen ist.

Stuttgart - Die Deutsche Bahn AG hat für ihr Projekt Stuttgart 21 erstmals Probleme beim Grundwasser eingeräumt. Um den Tiefbahnhof im Trockenen bauen zu können, muss Grundwasser abgepumpt werden. Ein Teil davon wird über Sickerbrunnen wieder ins Erdreich geleitet, der Rest fließt in den Neckar. Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel im Bereich von bis zu 200 Metern um die Baugrube ab, womit sich der Druck auf das darunter liegende Mineralwasser verringern kann.

"Die Bodenschichten sind teils durchlässiger, als wir angenommen haben", räumte ein Vertreter der DB Projektbau auf Nachfrage vor dem Bezirksbeirat Mitte ein. In neuen Modellrechnungen seien daher "erhöhte Wassermengen simuliert worden". Ob es diese Wassermengen "wirklich gibt ist unklar", so der Bahn-Vetreter. Wenn in den Baugruben mehr Wasser als angenommen anfalle, "wird es abgepumpt", so der Mitarbeiter gegenüber unserer Zeitung. Ob dazu eine Genehmigung nötig sei, werde man sehen. Das Eisenbahn-Bundesamt (Eba) hat in der Baugenehmigung die erlaubte Wassermenge und die Zeiträume eng begrenzt und für die Bahn auf mehr als 100 Seiten Vorschriften festgesetzt.

Bezirksbeirat fordert Prüfung der Pläne

Der Bezirksbeirat Mitte debattierte am Montagabend über die rund 17 Kilometer Rohrleitungen aus Kunststoff mit bis zu 30Zentimeter Durchmesser, die sich von der Tiefbahnhof-Baugrube zu Sickerbrunnen in der Innenstadt ziehen. Die Rohre werden teils auf Betonfundamenten stehen und mit Stahl-Fachwerkträgern über Straßen geführt. Auf Gehwegen soll trotz Fundamenten eine Mindestbreite von 1,50 Metern erhalten werden, entlang des Hauptbahnhofs würden die Rohre, so Gerhard Rotermund vom Tiefbauamt, gebündelt und teils hinter den Arkaden geführt. Ein Gestattungsvertrag stehe vor dem Abschluss, die Haftung habe in jedem Fall die Bahn.

Die Bürgervertreter fordern von der Bahn einstimmig, ihnen detaillierte Leitungspläne zur Prüfung vorzulegen. Bis Juni solle eine Informationsveranstaltung für betroffene Anwohner abgehalten werden. Der Gestattungsvertrag solle veröffentlicht, die vom Eba vorgeschriebenen Überwachungsdaten zum Grundwasser sollten während der zehnjährigen Bauzeit öffentlich gemacht werden.

Ob die Bezirksbeiräte die Unterlagen erhalten, ist nicht ausgemacht. "Ich weiß nicht, ob ich ihnen das geben soll, wenn ich mit der Stadt einig bin", sagte Eckart Fricke, Konzernbevollmächtigter der DB für Baden-Württemberg.