Auf dem unterirdischen Weg Richtung Feuerbach passiert die Bahn drei Zonen mit quellfähigem Anhydrit. Zwei hat sie inzwischen durchfahren. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Der von der Bahn beauftragte Ingenieur hat das Vorgehen während der Bauarbeiten erläutert. Wasser muss dauerhaft von den Röhren fern gehalten werden.

Stuttgart - Die Geschäftsführer des Bahnprojekt Stuttgart 21 halten einen Sanierungsfall in den insgesamt rund 60 Kilometer langen Tunneln des Bauvorhabens „für praktisch ausgeschlossen“. Das sagte der für das Risikomanagement bei Stuttgart 21 zuständige Geschäftsführer Peter Sturm am Dienstag vor dem Technikausschuss des Gemeinderates. Früher sei das Risiko auf 100 Jahre mit einem Prozent angesetzt gewesen. Die Bahn hat inzwischen 2157 von 2920 Metern im quellfähigen Gestein nach Feuerbach und Bad Cannstatt ausgebrochen.

Tunnel wird rundum abgedichtet

Der Bauingenieur und Tunnelspezialist Walter Wittke (83) hatte zuvor darüber berichtet, mit welchen Maßnahmen Schäden, wie sie am Engelberg-Autobahntunnel auftreten, vermieden werden sollen. Dort lief Wasser ins Anhydrit-Gestein. Das Volumen kann sich dadurch um bis zu 61 Prozent vergrößern und die Tunnelschale beschädigen. „Wir haben sieben Mitarbeiter zur Überwachung hier“, sagte der emeritierte Professor, der mit seinem Unternehmen die Bahn berät. Beim S-21-Tunnelbau wird die Röhre im Anhydrit rundum mit Acrylatgel abgedichtet, um feine Klüfte zu schließen, die sich beim Sprengen ergeben. Die Tunnelschale ist stark armiert und einen Meter dick. „Qualität und Sicherheit gehen vor Geschwindigkeit und Kosten“, versicherte Sturm. „Aufgabe ist, dass die Tunnel 100 Jahre halten“, so Projektchef Manfred Leger.

CDU, SPD , FDP, Freie Wähler und AfD lobten Wittke für seine Ausführungen. man vertraue dem Experten. Grüne und SÖS/Linke-Plus erinnerten daran, dass ein Schaden in den Tunneln „extreme Auswirkungen auf den Bahnverkehr in Stuttgart“ hätte, so Stefan Urbat (SÖS/Linke-plus). Stadtist Ralph Schertlen hält es für „unvertretbar, angesichts der möglichen Schadensrate so ein Projekt durchzuführen“. Die Qualität der versprochenen Überwachung im Betrieb mit Messfühlern zweifelt er an. Als bei einem Haus am Wartberg Schäden aufgetreten seien, sei der Messfühler in der Nähe offenbar schon längere Zeit defekt gewesen.