Die Bahn will weitere Flächen im Europaviertel versilbern. Ein Grundstück entlang der Heilbronner Straße wäre an die 55 Millionen Euro wert.
Stuttgart - Die Deutsche Bahn wird zum Jahresende auf dem Stuttgart-21-Areal hinter dem Hauptbahnhof das vorletzte freie Grundstück auf den Markt bringen.
Das Baufeld 4 erstreckt sich entlang der Heilbronner Straße zwischen dem gläsernen Hochhaus der Landesbank (LBBW) und dem Einkaufszentrum Milaneo. Vor diesem wird auf dem rund 1800 Quadratmeter großen Baufeld 5 das letzte von drei je 60 Meter messenden Hochhäusern entstehen. Die Strabag Real Estate hatte das Grundstück im Mai 2016 erworben und plant in dem von ihr als „Turm am Mailänder Platz“ bezeichneten Haus ein Hotel. Dazu soll es einen Architektenwettbewerb zur Fassadengestaltung geben.
Grundstück kann dicht überbaut werden
Das zum Verkauf vorgesehene Baufeld 4 im Europaviertel misst 13 772 Quadratmeter und kann sehr dicht überbaut werden. An die 68 000 Quadratmeter Geschossfläche wären möglich. Zwischen Sparkassenakademie und Heilbronner Straße ist ein Kerngebiet definiert, in dem weder Wohnungen noch Handel vorgesehen sind. Damit wären weitere Büros in dem Gebiet möglich. Das Grundstück war mehrere Jahre durch die Bauarbeiten der Stuttgarter Straßenbahn AG für deren Stadtbahntunnel für die U 12 blockiert. Die neue Linie soll zum Jahresende in Betrieb gehen, dann kann auf dem Gelände über den Röhren gebaut werden.
Weil die Fläche riesig und die Fassade bis zu 160 Meter lang ist, war vor Jahren eine Aufteilung diskutiert worden. Sie sei kein Thema, an eine Änderung des Bebauungsplanes sei nicht gedacht, teilte die Bahn AG auf Anfrage mit. Es gebe bereits Interessenten für das Baufeld 4 und auch für das hinter der Stadtbibliothek zu den Gleisen hin gelegene Baufeld 12 (10 265 Quadratmeter), das aber noch als Baustelleneinrichtungsfläche für das Projekt Stuttgart 21 gebraucht wird. Zum Stand der Gespräche mit möglichen Käufern nimmt die Bahn keine Stellung. Der Bodenrichtwert im Gebiet beträgt 4000 Euro pro Quadratmeter, das Baufeld 4 wäre damit 55 Millionen Euro wert.
Stadt will gegenüber Bahnhof bauen
Für die Stadt verneinte Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) gegenüber unserer Zeitung ein Kaufinteresse. Stuttgart sehe zwar wegen der sehr guten Auslastung der Liederhalle Bedarf für Kongress- und Tagungsräume, man wolle diese aber „neben anderen Nutzungen“ in einem Neubau unterbringen, der gegenüber dem alten Bahnhofsgebäude am Straßburger Platz entstehen soll. Die Zeitperspektive dafür liege „im nächsten Jahrzehnt“.