Käferkot: Gutachter haben nun auch an einem zweiten Baumstamm imRosensteinpark Käferkotpillen gefunden. Foto: dpa

Der mutmaßliche Betrug mit ausgelegten Kotpillen verschiedener Käferarten an Bäumen, die von der Bahn AG im Rosensteinpark gefällt wurden, zieht weitere Kreise. Nun liegt das offizielle Gutachten vor.

Stuttgart - Der mutmaßliche Betrug mit ausgelegten Kotpillen verschiedener Käferarten an Bäumen, die von der Bahn AG im Rosensteinpark gefällt wurden, zieht weitere Kreise. Nachdem kürzlich am Stamm einer Robinie mit der Plakettennummer 100 163 Käferkotpillen gefunden worden waren, die mutmaßlich dort platziert wurden, hat man ähnliche Spuren auch am Stammfuß einer zweiten Robinie gefunden. Dies wurde jetzt bekannt.

 

Unabhängige Gutachter hatten daher auch diesen zweiten Baum unter die Lupe genommen. Es seien aber keine nach außen tretenden Höhlen gefunden worden. Im unteren Bereich des Stammes sei ein Hohlraum entdeckt worden, in dem sich „sehr trockener, staubiger Mulm“ befunden habe, so die Experten. Das sei ein Hinweis auf „Ameisentätigkeiten“. Tatsache sei, dass trotz Kotpillen „keinerlei Besiedlungsspuren von Rosen- und/oder Juchtenkäfern“ zu finden gewesen seien. Die Fachgutachter haben „keine Zweifel an einer gezielten Manipulation“.

Im Innern der ersten Robinie hatte man überdies eine Bierflasche gefunden, die mit Mulm, also dem Humus und Lebensraum von Käfern, und mit Kot sowie Chitinresten gefüllt war. Es scheint so, als sei die Flasche beim Ausbringen der Kotpillen in den Hohlraum des Stammes gerutscht.

S-21-Gegner wehren sich gegen den Verdacht

Die Bahn geht davon aus, dass das Material dazu benutzt werden sollte, um die Rodung der Bäume zu verzögern.

Der streng geschützte Juchtenkäfer hat bei der Rodung von Bäumen für das Projekt Stuttgart 21 schon mehrmals für Furore gesorgt. Der Streit um den Schutz der in Bäumen lebenden Käfer hat bundesweit immer wieder für Aufsehen gesorgt.

Verschiedene S-21-Gegnerinitiativen wie beispielsweise die Parkschützer haben den Manipulationsvorwurf bereits vehement bestritten. „Ich wehre mich dagegen, dass uns etwas untergeschoben wird, was mit den Fakten gar nichts zu tun hat“, sagt Dieter Reicherter, einst Richter am Landgericht Stuttgart und jetzt Mitglied der Juristen zu Stuttgart 21. Der Stuttgarter Linken-Stadtrat Thomas Adler sprach gar von einer „lancierten absurden Räuberpistole“.