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Im Stuttgarter Schlossgarten sind zur Verpflanzung vorgesehene Bäume abholzt worden.

Stuttgart - Der Stuttgart-21-Projektsprecher Wolfgang Dietrich hat am Freitag eine positive Bilanz der seit anderthalb Wochen im Mittleren Schlossgarten laufenden Fäll- und Baumversetzungsarbeiten gezogen. An diesem Samstag, spätestens aber am Dienstag, 28. Februar, werde man die Arbeiten abschließen und Wege über den Leitnersteg, von der Klett-Passage und dem Südflügel aus durch den Park wieder öffnen können. Die Arbeiten kosten etwa zwei Millionen Euro, dazu komme der Polizeieinsatz, dessen Kosten das Land trage, so Dietrich.

 

Dem Baufeld des neuen Tiefbahnhofs sollten zunächst 230, dann nach der von Heiner Geißler moderierten Stuttgart-21-Schlichtung und der Optimierung der Planung noch 176 Bäume weichen. 68 davon wollte die Bahn mit Spezialmaschinen im Stadtgebiet, 14 davon im Park selbst,versetzen, 108 sollten, weil für eine Versetzung per Lastwagen zu groß, gefällt werden.

Bäume zu nah am Nesenbach

Dietrich räumte am Freitag ein, dass die Bahn bisher 116 Bäume gefällt hat. Grund für die acht zusätzlichen Fällungen sei, dass diese Bäume zu nahe am Nesenbach-Abwasserkanal standen. Der Kanal sei nicht genügend tragfähig, um die bis zu 14 Tonnen schweren Lkw mit Rundspatenmaschine einsetzen zu können. Die Bahn werde aber, so Dietrich, ihr Versprechen einhalten und die Zahl von 68 versetzten Bäumen erreichen. Dazu greife man auf E-Bäume, also Ersatzbäume, zurück. Diese würden auch gefällt werden. Mit dieser Aussage sorgte Dietrich für einige Verwirrung. Sie konnte erst am späten Nachmittag und nur in Teilen aufgelöst werden.

Ein Teil der Ersatzbäume stünden zwischen dem Planetarium und dem Neubau des Innenministeriums an der B 14 und damit außerhalb des Mittleren Schlossgartens, teilte eine Sprecherin des Stuttgart-21-Kommunikationsbüros mit. Die Fläche gehöre der Landesstiftung. Die dortigen rund 30 Bäume würden auch gefällt. „Eine Handvoll der bisher acht Ersatzbäume kam von dieser Landesfläche, ich kann Ihnen nicht sagen, woher die restlichen Ersatzbäume kamen“, so die Sprecherin . In jedem Fall handle es sich um Bäume, die zur Fällung vorgesehen seien.

Bei Bauarbeiten vom „Zielpreis entfernt“

Die Fläche zwischen Planetarium und Innenministerium liegt laut Stadtplan im Mittleren Schlossgarten. Warum sie nicht in die Baum-Rechnung einbezogen wurden, ist unklar. Das habe das Expertenforum zum Thema Bäume entschieden, so die Projektsprecherin. Das Forum soll im April über die Verwendung der abgeholzten Bäume entscheiden. Sie sollen an Künstler, Behinderteneinrichtungen und Kindergärten abgegeben oder als Totholz in die Stuttgarter Wälder gelegt werden.

Über den weiteren Bauablauf will Dietrich in zwei Wochen informieren. Dann geht es um Baustraßen, die Vergaben für das unterirdische Technikgebäude am Nordausgang des alten Bahnhofs sowie für den Bahnhofs- und den Tunnelbau nach Feuerbach. Die Bahn hat für diese teils bereits im Juli 2010 ausgeschriebenen Arbeiten noch immer kein Unternehmen beauftragt. Man sei vom „Zielpreis“ noch entfernt und müsse bisher mit Mehrkosten rechnen, so der Sprecher.