Während Experten über Brandschutz und Grundwassermanagement streiten, baut die Bahn weiter. Und schafft die Voraussetzungen, bald die Gruben für die Tunnel ausheben zu können.
Stuttgart - Die Arbeiten an der Grundwasseranlage setzt die Bahn fort: Das Eisenbahn-Bundesamt hat die fünfte Planänderung offiziell genehmigt. Das heißt, die Bahn wird die zentrale Reinigungsanlage, die Messstellen, die Infiltrationsbrunnen fertigstellen. Und die blauen Rohrleitungen werden sich weiter ausbreiten. Auch anderswo wird gebaut. An mehreren Orten wird demnächst zu sehen sein, dass die Bahn Stuttgart 21 vorantreibt. Noch wird nicht gegraben, in zwei Wochen werde man aber sagen, so das Kommunikationsbüro, wie man weiter vorgehen wolle.
Am Bahnhof Feuerbach fahren heute die S-Bahnen auf zwei Gleisen und die Fernzüge auf zwei weiteren Gleisen. Kurz vor der Tunnelstraße tauchen sie heute in den Untergrund ab. Künftig wird die Fernbahn bereits auf der Höhe der Kruppstraße in den Tunnel fahren. Um Platz für die Rampe und den Tunnel zu schaffen, werden die Gleise für die Fernzüge auseinandergezogen. Weil die bisherige Unterführung von der Siemensstraße der Rampe im Weg ist, wird diese vom 12. November an gesperrt. Der Zugang zu den Gleisen ist nur noch über das Bahnhofsgebäude möglich. Fußgänger sollen von der Siemensstraße aus auch die Unterführung für die Radler mitbenutzen. Oder die Brücke an der Borsigstraße benutzen. Zudem wird einer der drei Bahnsteige abgerissen, und zwar jener zur Siemensstraße hin. Auch die Hälfte des Mittelbahnsteigs wird abgerissen. Dies ist nötig, weil die alten Gleise für die Fernzüge gespreizt werden, um dazwischen Platz zu machen für den Bau der neuen Gleise. Zudem könnte es in den kommenden Tagen laut werden, denn die Bahn errichtet elf neue Oberleitungsmasten. Um die Fundamente herzustellen, sind Rammstöße vonnöten, was vom 4. bis 8. November nachts stattfinden wird, um den Bahnverkehr so wenig wie möglich zu beeinträchtigen.
Im Bereich des Inneren Nordbahnhofs gleich hinter dem neuen Berufsschulzentrum will die Bahn in den Untergrund. Dort soll auf einer Fläche von 700 Quadratmetern und in einer Tiefe von 27 Metern der Tunnel in Richtung Innenstadt vorangetrieben werden. Dafür wird die Bahn Anfang November vier Bäume mit einem Stammdurchmesser zwischen 50 und 75 Zentimetern fällen, 20 Bäume mit einem Durchmesser zwischen 30 und 50 Zentimetern und 32 kleinere Bäume.
An der Ehmannstraße soll eine 260 Meter lange und 25 Meter breite Baugrube ausgehoben werden. Von hier wird der Tunnel unter dem Rosensteinpark vorangetrieben. Später wird von hier aus eine Rettungszufahrt in die Tunnel eingerichtet. Weil das Erdreich an dieser Stelle nur drei Meter hoch ist, wird hier nicht bergmännisch gearbeitet, also unter Tage, sondern zunächst in offener Bauweise. Und es entsteht die Kreuzung der Gleise der S-Bahn und der Fernzüge. Zunächst laufen diese parallel, trennen sich dann und kreuzen wieder. Dabei wird die S-Bahn unter der Fernbahn langgeführt. Für den Bau muss die Ehmannstraße verlegt werden. Deshalb werden auf dem Gelände des Abstellbahnhofs ebenfalls Anfang November Bäume gefällt, und zwar fünf Stück mit einem Durchmesser zwischen 50 und 90 Zentimetern, zwölf Bäume mit einem Stammdurchmesser zwischen 30 und 50 Zentimetern und 100 kleinere Bäume. Um im Park Bäume fällen zu dürfen, braucht es die Erlaubnis des Eigentümers, des Landes. Diese liegt noch nicht vor.
Wer fällt, muss auch aufforsten. „Gemeinsam mit unabhängigen Gutachtern und Umweltschützern haben wir den Baumbestand der betroffenen Gebiete intensiv begutachtet“, sagt der Sprecher des Bahnprojekts Stuttgart–Ulm, Wolfgang Dietrich. „Die Deutsche Bahn wird für jeden einzelnen Baum adäquaten Ersatz schaffen und plant entsprechende Rekultivierungen im Bereich des Rosensteinparks, der Ehmannstraße sowie im Mussenbachtal.“ Generell gelte, dass jeder gefällte Baum mit einem Faktor von 1,5 ausgeglichen werden muss. So plant die Bahn nach dem Ende der Bauarbeiten beispielsweise Bäume im Bereich Rosensteinpark/Ehmannstraße zu pflanzen. Und im Mussenbachtal bei Mühlhausen werden auf einem rund zwölf Hektar großen Gelände Obstbäume gepflanzt werden. Zudem finanziert die Bahn die Pflege und den Erhalt von mehreren Streuobstwiesen sowie die Anlage eines Grünstreifens entlang des Mussenbachs.