Es geht darum, Fahrten mit der Bahn attraktiv zu machen. Foto: dpa/Marijan Murat

Zwei elf Kilometer lange Röhren könnten Gäubahnzüge aus Richtung Singen an den Flughafen anbinden. Das ist wirtschaftlich, so eine Studie. Kritiker sehen das aber ganz anders.

Filder - Der CDU-Verkehrsstaatssekretär Steffen Bilger hat eine neue Variante ins Spiel gebracht, wie Gäubahnzüge aus Richtung Singen an den Landesflughafen angebunden werden könnten. Es geht um einen elf Kilometer langen Tunnel vom Haltepunkt Böblingen-Goldberg bis zum Airport. Dieser würde zwei Röhren haben und 976 Millionen Euro kosten.

Der Oberbürgermeister aus Leinfelden-Echterdingen lobt den neuen Tunnel

„Das ist die zukunftsfähigste Lösung für alle.“ So bewertet Roland Klenk die derzeitigen Überlegungen. Mit großer Freude habe er als Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen deshalb zur Kenntnis genommen, dass diese Lösung trotz der hohen notwendigen Investitionen wirtschaftlich sei. Die Warnung des Landesverkehrsministers Winfried Hermann, dass es beim Flughafenanschluss nicht zu Verzögerungen kommen dürfe, lässt Klenk nicht gelten. Schließlich hätten die Projektpartner von Stuttgart 21 es selbst in der Hand, sich schnell auf eine neue Lösung zu einigen. Und ohnehin sei Zeitverzug kein Argument gegen die bessere Lösung. „Viel zu oft wurden in der Politik aus diesem Grund fatale Fehlentscheidungen getroffen, die dann nachhaltig negative Auswirkungen hatten“, so der OB. Und dies sei besonders dort nicht hinnehmbar, wo die Gesundheit von Menschen betroffen sei.

Die bisher geplante Strecke über das quer durch Leinfelden-Echterdingen führende S-Bahn-Gleis verursache massive Beeinträchtigungen für Anwohner, zum Beispiel durch Lärm und Erschütterungen. Lärmschutzmaßnahmen wären erforderlich – und würden „die Trasse zu einem kalten, rein technischen Bauwerk“ machen. Klenks Meinung nach ist die neu ins Spiel gebrachte Anbindung der Gäubahn an den Flughafen auch nachhaltiger: Die bisherige Lösung habe massive Fehler und Nachteile bei der Vertaktung der unterschiedlichen Züge und verhindere einen zukunftsfähigen Ausbau des schienengebundenen Nahverkehrs, sagt er.

Die Freien Wähler aus Filderstadt wollen mehr Informationen

In Filderstadt haben die Freien Wähler bereits auf die neue Option reagiert. Sie fordern Oberbürgermeister Christoph Traub auf, die Anbindungstrasse und deren Auswirkungen auf die bisherigen Planungen möglichst zeitnah öffentlich darzustellen und fachlich zu beurteilen. Dabei solle auf Faktoren wie eine Verbesserung des Takts, den Flächenverbrauch und eine mögliche Vermeidung der Schließung der S-Bahn-Station Filderstadt eingegangen werden. Auch solle erläutert werden, welche Wirkungen eine solche Anbindung für die Gesamtkonzeption eines nachhaltigen Schienennahverkehrs mit Blick auf künftige Erweiterungen und deren Wirtschaftlichkeit haben könnte. „Die Freie-Wähler-Fraktion bittet deshalb Oberbürgermeister Traub darum, zeitnah entsprechende öffentliche Informationen zu entsprechenden Abwägungen seitens des Bundesverkehrsministeriums und übergeordneter Behörden zu veranlassen“, schreibt der Fraktionsvorsitzende Stefan Hermann in einer Pressemitteilung. Zudem soll er das Gespräch mit anderen betroffenen Gemeinden und Klimaschützern suchen.

Die Schutzgemeinschaft Filder ist gegen den neuen Vorschlag

Indes hat sich die Schutzgemeinschaft Filder bereits eindeutig gegen die neue Variante ausgesprochen. „Von vornherein war klar, dass der Tunnel für sich betrachtet niemals wirtschaftlich sein konnte, ergo greift man wieder mal zu einem Rechentrick, um die Wirtschaftlichkeit hin-zumanipulieren.“ Der neu ins Spiel gebrachte Tunnel mache das endgültige Scheitern der mehr als 20-jährigen Fehlplanungen des Filderabschnitts deutlich. „Nun sollen noch mehr Steuergelder verschleudert werden, um den unsinnigen Umweg der Gäubahn über den Flughafen krampfhaft zu retten.“ Zudem übersehe Staatssekretär Bilger die zahlreichen Probleme, darunter die hohe CO2-Belastung durch den Tunnelbau. „Die nahe liegendste Lösung ist, die Gäubahn kostensparend auf der Panoramastrecke zu belassen und sie entsprechend der Schlichtung und des Filderdialogs als Kopfbahnhof in Stuttgart anzuschließen“, schreibt die Schutzgemeinschaft.