„Der S-Bahn-Ringschluss ist die bessere Lösung“, sagt Steffen Siegel in Echterdingen. Foto: Norbert J. Leven

Die Schutzgemeinschaft Filder erneuert bei einer Veranstaltung in Echterdingen ihre Fundamentalkritik an Stuttgart 21.

Echterdingen - Ein Echterdinger Bürger ergreift am Mittwochabend, nachdem die Schutzgemeinschaft Filder (SGF) rund zwei Stunden die veränderte Planung für Stuttgart 21 auf den Fildern mit Begriffen wie „Rohrkrepierer“ oder „Schwachsinn“ tituliert hat, das Mikrofon und lässt unter dem Beifall der rund 200 Menschen im Bürgersaal der Zehntscheuer seinem Frust freien Lauf: „Was kann man jetzt denn noch dagegen tun“?, fragt er Steffen Siegel, den SGF-Vorsitzenden, und Frank Distel, Vorstandsmitglied der nach eigenen Angaben ältesten noch aktiven Bürgerinitiative Deutschlands.

Die beiden Filderschützer machen daraufhin für die SGF eines deutlich: „Resignieren gibt’s nicht“, sagt Siegel. Gleichwohl klingen bei ihm leichte Zweifel an, „ob wir was bewirken“. Man habe noch eine Chance, die Umsetzung einer der beiden Varianten eines Filderbahnhofs am Flughafen zu verhindern und die von der Mehrheit der Filderdialog-Teilnehmer favorisierte Gäubahn-Lösung durchzusetzen: „wenn die Kommunen mitmachen – wie damals, als wir gemeinsam die zweite Startbahn am Flughafen verhindert haben“.

Filderäcker schützen

Der frühere Bahnhofsvorsteher Egon Hopfenzitz beschwört derweil, die Spitzkraut-Dekoration vor Augen, das „gemeinsame Interesse“ von Stuttgartern und Filderbewohnern: „Der Tiefbahnhof muss verhindert werden, damit auf den Fildern nicht noch mehr Ackerland verloren geht.“

Zuvor hatten Siegel und Distel die Stuttgart-21-Projektpartner erneut scharf dafür kritisiert, dass sie den Erhalt der Gäubahn für den Fernverkehr aus dem Süden des Landes und damit eine Entmischung von S-Bahn-, Regional- und Fernverkehr auf dem Abschnitt zwischen Rohr und Flughafen nach dem Filderdialog vom Tisch gewischt hatten. Die daraufhin „fälschlicherweise“ als Ergebnis des Filderdialogs verkaufte Neuplanung des Fernbahnhofs – nun parallel zur S-Bahn-Station – fällt bei dem früheren Baubürgermeister und Verkehrsingenieur Frank Distel aber ebenfalls mit Pauken und Trompeten durch.

Zweifel an der Leistungsfähigkeit

Angesichts der von der Bahn genannten Kosten in Höhe von 240 Millionen Euro stehen für Distel Kosten und Nutzen in keinem ausgewogenen Verhältnis. Er spricht in diesem Zusammenhang von „exorbitanten Mehrkosten“ für Stuttgart 21 am Flughafen. Sie lägen im Vergleich um 50 Prozent über der bisherigen Planung. Nicht erwiesen sei zum Beispiel die Leistungsfähigkeit dieser neuen Station, weshalb aus seiner Sicht „wegen der Auswirkungen auf das Gesamtsystem ein neuer Stresstest erforderlich ist“.

In der Liste der Mängel beim sogenannten Flughafenbahnhof plus betonen die Redner der SGF vor ihrem Publikum, dass der für Leinfelden-Echterdingen wegen Lärm, Erschütterungen und für den S-Bahn-Takt schädliche Mischverkehr bestehen bleibe. Auch das Umsteigen am Flughafen bleibe verwirrend. „Bei Plieningen wird deutlich mehr Fläche verbraucht, die Autobahn muss auf einer Brücke überwunden werden“, listet Distel auf.

Plädoyer für den S-Bahn-Ringschluss

Von einem neuen Finanzierungstopf für die Umplanung am Flughafen, wie er jetzt unter anderem von der SPD im Land vorgeschlagen wird, halten die Referenten nichts. Sie pochen auf den Kostendeckel für das Gesamtprojekt. „Die Bahn soll ihren Murks auf eigene Kosten nachbessern“, sagt Distel. Er erhält ebenso wie Hopfenzitz und Siegel viel Beifall – der SGF-Vorsitzende vor allem für sein Eintreten für den Erhalt der Gäubahn als Teil eines S-Bahn-Ringschlusses, der die Besucher vor allem in finanzieller Hinsicht beeindruckt: „Das wäre weit über eine Milliarde billiger als die Antragstrasse“, behauptet Siegel.