Wenn es schlecht läuft, ist der Radweg (hier in der Bildmitte) bis 2023 gesperrt. Foto: Thomas Krämer

Wegen Stuttgart 21 wird eine wichtige Verbindung für Fahrradfahrer zwischen Stuttgart-Plieningen und Leinfelden-Echterdingen gekappt. Weil dies offenbar sehr kurzfristig kommt, geht der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club auf die Barrikaden. Aber nicht nur der.

Plieningen/Echterdingen - Radler, die auf den Fildern rund um die Landesmesse unterwegs sind, müssen sich in den nächsten Monaten auf erhebliche Umwege einstellen. Der Grund ist, dass in den nächsten Tagen eine für sie wichtige Verbindung gekappt werden soll. So steht es in einer Mitteilung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), die dieser am Wochenende an seine Mitglieder, aber auch an die Presse verschickt hatte.

Es handelt sich dabei um einen Radweg, der an der Messe über die Autobahn führt, die Sperrung ist geplant ab etwa der Höhe der Einmündung der Echterdinger Straße bei Plieningen auf die Landesstraße 1192 in Richtung Leinfelden-Echterdingen. Anlass für die Sperrung sind Bauarbeiten für das Projekt Stuttgart 21 auf den Fildern. Der Weg unterhalb der Radroute, an dem bereits eine rot-weiße Sperrbake steht, soll eine Baustraße werden.

Die Mitteilung des ADFC klingt alarmierend. Das liegt nicht nur an der Tatsache, dass der Radler-Club wegen der Sperrung großes Ungemach auf die Fahrradfahrer zukommen sieht. Es hat auch damit zu tun, dass die Sperrung der Route offenbar ziemlich plötzlich kommt. Zunächst ging der ADFC davon aus, dass der Radweg bereits vom 29. Januar an dicht ist – und das möglicherweise bis zum Jahr 2023.

Das sei nicht zumutbar für Radfahrer

Die Informationspolitik der Bahn – die laut ADFC in diesem Fall quasi nicht vorhanden sei – wird von dem Club scharf kritisiert. „Dieser Geh- und Radweg ist die einzige Anfahrtsmöglichkeit zur Brücke über die A 8, sodass Fußgänger und Radfahrer die Brücke während der Bauzeit nicht mehr queren können und riesige Umwege in Kauf nehmen müssen, entweder über das südliche Messegelände oder nördlich über ein Waldgebiet“, heißt es. „Aus ADFC-Sicht ist dies nicht zumutbar“, steht in der Mitteilung weiter. „Der ADFC Stuttgart fordert daher die Stadt Stuttgart, das Verkehrsministerium Baden-Württemberg und die Deutsche Bahn auf, den Baubeginn so lange zu verschieben, bis eine alternative Anfahrtsmöglichkeit zum Geh- und Radweg an der Brücke für Fußgänger und Radfahrer gegeben ist.“

Der ADFC ist derweil nicht der Einzige, der von der Radweg-Sperre kalt erwischt worden ist. Eva Noller, die Baubürgermeisterin der Stadt Leinfelden-Echterdingen, wirkt konsterniert, als sie von unserer Zeitung auf die Neuigkeit angesprochen wird. Das Ordnungsamt habe jüngst schriftlich gefordert, dass bei einem Erörterungstermin über die Angelegenheit gesprochen werde.

Die Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Plieningen weiß von nichts

Gerd Hütter (ein Bezirksbeirat von der Fraktion namens „die Fraktion“ in Plieningen) hat am vergangenen Montag, 27. Januar, die übrigen Parteien sowie die Bezirksvorsteherin Andrea Lindel per Mail über die Sperrungspläne informiert. Er habe dank eines ADFC-Kontakt davon erfahren, schreibt er. Lindel zeigt sich unserer Zeitung gegenüber überrascht; sie könne nicht viel dazu sagen – schlicht deshalb, weil sie bisher nichts von offizieller Seite dazu erfahren habe.

Umleitungen könnten bis 2023 drohen

Und was sagt die Bahn? Der Radweg werde von Montag, 3. Februar, an gesperrt, und zwar zunächst bis Ende Juni, teilt ein Sprecher mit. „Für die Zeit ab Juli 2020 prüft die Bahn in enger Abstimmung mit der Landeshauptstadt Stuttgart mögliche Alternativen zu einer Umleitung des Radwegs.“ Die Idee ist wohl, dass eine Umleitung auf der Landesstraße – parallel zum heutigen Radweg – geschaffen wird. So ist es einem Mailwechsel zwischen Stadt Stuttgart und Stadt Leinfelden-Echterdingen zu entnehmen. Wenn dies aber nicht geht, bleibt die umstrittene Umleitung vermutlich bis 2023 bestehen.

Die Sperrung sei nötig, um die Anbindung von S 21 zu realisieren, sagt der Bahn-Sprecher. Für Radler würden am 30. Januar zwei Umleitungen ausgeschildert werden, eine führe Richtung Fasanenhof, die andere „über den bereits bestehenden, ausgeschilderten Weg im Bosch-Parkhaus“. Es sind diese beiden geplanten Umleitungen, die Noller besonders verärgern. „Die kann nur jemand fordern, der selbst kein Fahrrad fährt“, sagt die Bürgermeisterin. Denn die Strecke in Richtung Fasanenhof führe teils durch den Wald und über unbefestigte Wege, sagt sie und ergänzt: „Das ist schlicht keine Alternative.“ Auch die Umleitung über den Flughafen ist für die Bürgermeisterin keine Option. Denn der Flughafenradweg sei wegen des Baus der U-6-Verlängerung gekappt. Und auf normalen Straßen könne man die Radler ohne Schutzstreifen nicht fahren lassen.