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Polizei bereitet sich auf heißen Herbst vor - Personalprobleme wegen Besuch des Papstes.

Stuttgart - Am Donnerstag will die Landesregierung erstmals den Kompromissvorschlag von Heiner Geißler zu S21 bewerten. Polizei und Bahn erwarten trotz der politischen Debatte einen heißen Herbst - spätestens, wenn der Abbruch des Südflügels am alten Hauptbahnhof beginnt.

 

Zwei Wochen nachdem Heiner Geißler den kombinierten ober- und unterirdischen Hauptbahnhof vorgeschlagen hat, wollen Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) und Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Donnerstag zu dem S-21-Kompromissvorschlag eine gemeinsame Linie finden.

Grundlage für das Spitzengespräch der Koalitionäre sind die Stellungnahmen aus den Ministerien Schmid und Hermann. Was der SPD-Mann von Geißlers Vorschlag hält, hatte er bereits vor einigen Tagen in einem Zeitungsinterview erklärt: Die Variante sei "unausgegoren", urteilte Schmid und kritisierte diesbezüglich die aktive Rolle des Schlichters Geißlers. Inhaltlich werde der Vorschlag aber "selbstverständlich geprüft", fügte Schmid hinzu. Weil die SPD-Spitze für Stuttgart21 eintritt, kann sie Geißlers Vorstoß aber kaum gutheißen.

Ganz anders fällt das Urteil im Verkehrsministerium aus. Unter verkehrlichen Aspekten sehe man die Variante eines tiefergelegten, viergleisigen Durchgangsbahnhofs für den Fernverkehr und die Erhaltung eines Teils des heutigen Kopfbahnhofs für den Regionalverkehr "überwiegend positiv", sagte Hermanns Pressesprecher Edgar Neumann am Dienstag unserer Zeitung. Bei den Finanzen sehe man bei der Kombilösung und S21 vergleichbare Unwägbarkeiten, ergänzte er. Die notwendigen Planungsverfahren könnten binnen drei bis fünf Jahren abgeschlossen sein. Dass die Kombilösung für die Stadt Stuttgart Nachteile bringe, weil weniger Innenstadtflächen frei würden, sei unbestritten, sagte Neumann.

Andere Stimmen bei den Grünen warnen diesbezüglich aber vor voreiligen Schlüssen: Die Beseitigung des Kopfbahnhofs werde nämlich mit großer Wahrscheinlichkeit an Gerichten scheitern. Hintergrund ist, dass private Bahnunternehmen Anspruch auf die künftige Nutzung der alten Bahnanlagen erheben und sich dabei auf das Eisenbahngesetz berufen können.

Während der politische Streit um Stuttgart21 in die nächste Runde geht, bereiten sich Polizei und Deutsche Bahn auf einen heißen Herbst vor. Der Protest gegen die Verlegung der ersten Rohre für das Grundwassermanagement am Dienstag hat sich in Grenzen gehalten. Wenn in wenigen Wochen die Rohre durch den Park verlegt werden, wollen die Projektgegner massiven Widerstand leisten. "Gegen den permanenten und hartnäckigen Widerstand können sie das Projekt nicht bauen", sagte SÖS-Stadtrat Hannes Rockenbauch am Dienstag an die Adresse der Bahn.

Anfang September will die Bahn mit dem Abbruch des Südflügels am Hauptbahnhof beginnen. Dann erwartet die Polizei die höchste Intensität der Proteste, wobei tagelang viele Hundert Beamte im Einsatz sein müssten. Ob es beim September-Termin bleibt, hängt deshalb vor allem davon ab, ob genug Polizeikräfte verfügbar sind: Vom 22. bis 25.September besucht der Papst Deutschland; am 24. und 25. September ist er in Freiburg. "Das wird die Polizei im Land mindestens eine Woche lang komplett binden", vermuten Polizeiexperten. Auch die für die Innensicherung der Bahnanlagen benötigte Bundespolizei ist durch den Papstbesuch stark gebunden. "Im Grunde geht im September nichts", vermuten Experten. Darüber müsse man jetzt mit der Bahn verhandeln. Der Konzern hätte angeblich am liebsten im August mit dem Abbruch begonnen.