Hannes Rockenbauch. Foto: Stadt Stuttgart

„Prinzip 'alle Fakten auf den Tisch' wurde von Bahn verletzt", so Bündnissprecher Rockenbauch.

Stuttgart - Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 hat seine Absage an den Stresstest zum geplanten Tiefbahnhof bekräftigt. „Das Prinzip „alle Fakten auf den Tisch“ wurde von der Bahn verletzt, und das hat zur Folge: nicht alle an den Tisch“, sagte Bündnissprecher Hannes Rockenbauch am Freitag in Stuttgart.

Die Gegner des 4,1 Milliarden Euro teuren Bahnvorhabens weigern sich, an der öffentlichen Präsentation der testierten Stresstestresultate am 14. Juli teilzunehmen. Am 9. Juli will das Aktionsbündnis bei einer Großdemonstration gegen Stuttgart 21 und den Stresstest mobil machen.

Es gebe kein transparentes, ergebnisoffenes Verfahren für den Stresstest, wie es in der Stuttgart-21-Schlichtung vereinbart worden sei, meinte Rockenbauch. Die Bahn stelle sich selbst die Aufgabe, löse sie selbst und bestätige sich dann den Erfolg. „So wird man in der Schule nicht bestehen - und bei uns auch nicht.“

Das Bündnis hatte gefordert, gemeinsam mit unabhängigen Experten an der Erarbeitung der grundlegenden Bedingungen für die Computersimulation beteiligt zu werden; dabei geht es etwa um einen integralen Taktfahrplan, Halte- und Umsteigezeiten sowie Zugabstände. Mit ihrer Weigerung verstoße die Bahn gegen den Geist der Schlichtung.

"Das muss jetzt passieren"

Am kommenden Montag ist ein Treffen von Projektträgern, Stuttgart-21-Schlichter Heiner Geißler und dem Aktionsbündnis zum Ablauf des Stesstests geplant. Geißler, der die Präsentation der von der Schweizer Firma sma begutachteten Stresstest-Ergebnisse moderieren soll, hatte sich bereits kritisch zu der Veranstaltung geäußert. Es müsse den Beteiligten gesagt werden, welche Standards im Test angewandt wurden. „Das muss jetzt passieren, nicht zwei Tage vor dem 14. Juli“, hatte er vor kurzem gesagt.

Das Bündnis hält mindestens ein Zeitraum von drei Wochen vor der öffentlichen Präsentation für notwendig, um die komplexen Fahrplansimulationen nachvollziehen und -rechnen zu können. Die Bahn habe offenbar kein Interesse an einer breiten Akzeptanz des Stresstests, sagte der Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Berthold Frieß. Dabei sieht sich das Bündnis quasi als Auftraggeber des Stresstests; auf sein Betreiben sei er in den Schlichterspruch Geißlers gelangt.

Das Bündnis verlangte überdies einen transparenten Nachweis über die Kapazität des bestehenden Kopfbahnhofes - eine bislang unerfüllte Forderung, die noch aus der Schlichtung stamme. Statt einer Zahl von 37 Zügen pro Stunde sei eines Maximalauslastung von 60 Zügen möglich - eine Zahl, die weit über der von Stuttgart 21 zu erbringenden Leistung von 49 Zügen in der Spitzenstunde liegt.