S21-Gegner fordern zweiten Stresstest für den alten Hauptbahnhof. Aber die Bahn weigert sich.
Stuttgart - Das Aktionsbündnis gegen Stuttgart21 hat den laufenden Stresstest des geplanten Tiefbahnhofs als Trickserei kritisiert.
Die Weigerung der Deutschen Bahn AG, einen weiteren Stresstest für den heutigen Hauptbahnhof zu machen, verstärke den Eindruck, dass es sich bei der geplanten Präsentation des Stresstests von Stuttgart21 um eine "reine Farce" handle, sagte Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) und Sprecherin des Stuttgarter Aktionsbündnisses.
Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hatte bereits am Freitag gegenüber unserer Zeitung den zweiten Stresstest gefordert. Hermann monierte, dass auch der Kopfbahnhof in der Lage sei, in der Spitzenstunde nahezu 50 Züge abzufertigen. Nach aktuellem Fahrplan sind es allerdings nur 37. Diesen Wert nimmt die Bahn auch als Grundlage für ihre Zusage, dass der geplante achtgleisige Durchgangsbahnhof von S21 in der Spitzenstunde 30 Prozent mehr Züge abfertigen kann - was einem Wert von 49 Zügen entspräche - als der heutige 16-gleisige Kopfbahnhof.
Stresstest als Rechenspiel
Nach unbestätigten Informationen der Stuttgarter Nachrichten soll der Tiefbahnhof im Stresstest die 49 Züge schaffen. Entscheidend ist jedoch die dabei an den Tag gelegte Betriebsqualität, die nun ergänzend vom Schweizer Gutachterbüro SMA ermittelt wird. Am 14.Juli sollen die kompletten Ergebnisse in einer öffentlichen Veranstaltung im Rathaus vorgestellt und diskutiert werden.
Die Forderung der S-21-Gegner nach einem Stresstest für den Hauptbahnhof hatte die Bahn am Wochenende mit "völligem Unverständnis" abgelehnt. Der Konzern beruft sich auf den Schlichterspruch von Heiner Geißler, der den Stresstest mit bis zu 49 Zügen vorgegeben hatte.
"Wenn die Bahn nicht einmal sagen kann, was der heutige Bahnhof leistet - wie will sie dann nachweisen, dass der Tunnelbahnhof 30 Prozent leistungsfähiger ist?", fragt Hannes Röckenbauch, SÖS-Stadtrat und zweiter Sprecher des Aktionsbündnisses. Ohne Ausgangsbasis bleibe der Stresstest ein Rechenspiel. Für das Aktionsbündnis ist es deshalb "unverständlich", dass die Bahn einen zweiten Stresstest verweigert.