Die Buchhandlung im Prinzenbau 1942: Gengenbach ließ zwei Hakenkreuze anbringen. Foto: Stadtarchiv Stuttgart

Der Buchhändler Wilhelm Gengenbach war Obersturmbannführer und eine Nazi-Größe in Stuttgart. Doch im Entnazifizierungsprozess nach dem Krieg fand er so manchen Fürsprecher.

Stuttgart - Als Wilhelm Gengenbach den Verhandlungssaal betritt, schlagen die Glocken auf dem Feuerbacher Rathaus neunmal. Es ist Dienstag, der 12. Oktober 1948, Stuttgart liegt zertrümmert im Kessel. An diesem Morgen besitzt Wilhelm Gengenbach noch genau 81 D-Mark und einen kleinen Obstgarten. Alles andere hat der Krieg ihm genommen: die Buchhandlung, seine beiden Söhne, die Wohnung, sein ganzes Erspartes. Und wenn Gengenbach tatsächlich verurteilt wird, verliert er vielleicht sogar den Obstgarten im Stuttgarter Süden.