Wo 1942 das Lindle war, ist heute der Österreichische Platz. Die Bildergalerie zeigt zwei Bilder aus Familienarchiven, zu denen wir im Text die Geschichten erzählen. Foto: Stadtarchiv Stuttgart

Seit November gibt es das zweite Magazin zu unserem preisgekrönten Projekt „Stuttgart 1942“. Wir haben darauf etliche Leserreaktionen bekommen – und eine berührende Geschichte.

Stuttgart - Ins Bild setzen: Das leisten die beiden Bildbände zum Projekt „Stuttgart 1942“. So schreibt es Peter Strauch, der die Magazine zu Hause hat – so wie Tausende, die sich mit dem Bestand von 12 000 Fotos aus dem Stadtarchiv auf Zeitreise begeben.

Weiterhin verfügbar ist die Bildersuche auf unserer Website. Die ist dank der Unterstützung mehrerer Freiwilliger mittlerweile verbessert. Einige Bilder waren falschen Straßen zugeordnet. Die Fehler waren 1942 passiert, als die städtischen Beamten nach ihren Fotoeinsätzen entsprechende Listen anlegten. Die Unstimmigkeiten waren Nutzern aufgefallen. Sie haben die Listen verbessert, inzwischen ist die Arbeit auch in die Online-Bildersuche eingeflossen.

Stuttgart heute – und vor 80 Jahren

Der Klick lohnt sich ebenso wie der Griff zum Magazin, das am Kiosk und im Online-Shop Shop711.de verfügbar ist. Im zweiten Heft finden sich unter anderem dreißig Seiten Damals-heute-Vergleiche. „Heute gibt’s mehr Bäume als vor 80 Jahren“, schreibt Karl Ulrich Aldinger auf Facebook. Ivana Matesic findet: „Früher war Stuttgart hübsch.“

Ob das heute noch so ist, liegt im Auge des Betrachters. Zur Urteilsfindung taugen die 12 000 Fotos aus dem Stadtarchiv unbedingt. Sie zeigen auch, wie der heutige Österreichische Platz einst aussah. Das Lindle war zweifelsfrei hübscher als das heutige, 1959 beschlossene Verkehrsbauwerk. Allerdings hat unser Leser Stephan Veil den Österreichischen Platz im Falk-Plan von Anfang 1958 entdeckt. „Er existierte in seiner grundsätzlichen Anlage also offenbar schon vor dem Bau der Paulinenbrücke“, schreibt Veil. Tatsächlich: Seinen neuen offiziellen Namen erhielt das Lindle 1957, wie Günter Riederer vom Stadtarchiv vergangenes Jahr recherchiert hat.

Veil hatte uns voriges Jahr schon die Geschichte seines Onkels Fritz Hofmann geschildert. Der war 1942 Konstrukteur bei Porsche. Bei einem Bombenangriff im Mai 1942 kam er in seinem Zuffenhausener Wohnhaus ums Leben. Seine Tochter Ursula Brunner war sieben Monate alt. Ihre Mutter hielt sie auf dem Arm, als sie verschüttet wurde. Die beiden überlebten, kamen auf die Alb und später zu Brunners Oma nach Herrenberg, 1958 wieder nach Zuffenhausen. Die Beiträge aus unserem Projekt hätten sie „sehr berührt“, schreibt sie uns.

Der eingangs erwähnte Peter Strauch entdeckt im ersten „Stuttgart 1942"-Magazin einen Teil seiner Familiengeschichte: Schloss Rosenstein. In einer Dienstwohnung kam Strauch 1944 zur Welt. Am 12. September 1944 wurde das Schloss von Bomben getroffen. „Als meine Mutter aus dem Luftschutzbunker kam, sah sie auf das brennende Schloss“, erzählt Strauch. Was zu retten war, kam ins evangelische Gemeindehaus in Berg – das nach einem weiteren Angriff tags darauf ebenfalls ausbrannte.

Schicken Sie uns Ihre Geschicte!

 Für „Stuttgart 1942“ werten wir 12 000 Fotos aus dem Stadtarchiv aus – in der Zeitung, online und in mittlerweile zwei Fotomagazinen. Das Projekt wurde mit einem European Newspaper Award in der Kategorie Crossmedia ausgezeichnet.

Eingeloggte User können auf der Projektwebsite die 12 000 Bilder durchsuchen und alle bisher erschienenen Beiträge lesen. Die Fotomagazine gibt es am Kiosk sowie online unter Shop711.de. Außerdem freuen wir uns über Ihre Rückmeldungen und Geschichten. Schreiben Sie uns bitte eine E-Mail: stuttgart1942@stzn.de