Die 690 Mitarbeiter von Heckler & Koch verteidigen sich gegen Vorwürfe Foto: dpa

Die 690 Mitarbeiter des Rüstungsunternehmens Heckler & Koch in Oberndorf sind extrem verschlossen – nun äußern sie sich zum Betriebsklima.

Stuttgart/Oberndorf - Das Sturmgewehr G36 des Oberndorfer Rüstungsunternehmens Heckler & Koch kommt nicht aus den Negativschlagzeilen. Am Mittwoch hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) nach jahrelanger Debatte die Reißleine gezogen: Das Sturmgewehr wird ausgemustert. Derzeit sind bei der Bundeswehr rund 170 000 Exemplare im Einsatz.

Von der Leyen stützt sich dabei auf ein Expertengutachten, das unter Beteiligung des Ernst-Mach-Instituts der Fraunhofer Gesellschaft, zweier Bundeswehr-Behörden und des Bundesrechnungshofs entstanden ist.

Auf den ersten Blick sind die Ergebnisse ziemlich deutlich. Unter Extrembedingungen sinkt die Trefferquote auf sieben Prozent. Die Bundeswehr erwartet 90 Prozent. Allerdings wird angezweifelt, dass die Untersuchung unter Laborbedingungen tatsächlich auf den Einsatz übertragbar ist.

„Keine Beschwerden von Soldaten“

„Wir haben von keinen Soldaten Beschwerden gehört“, heißt es im Unternehmen. Die 690 Mitarbeiter am Standort in Oberndorf fühlen sich durch die vor allem über die Medien ausgetragene Auseinandersetzung zwischen Verteidigungsministerium und Unternehmen tief getroffen: „Es kommt manchmal so rüber, als ob wir hier unordentlich arbeiten würden“, heißt es im Betrieb. „Dabei sind wir uns jeden Tag darüber im Klaren, dass wir hier Produkte bauen, mit denen Soldaten nichts Geringeres als ihr Leben verteidigen, das ist eine extreme Verantwortung.“

Etwa die Hälfte der Beschäftigten in Oberndorf arbeiten in der Produktion – der Rest ist in Forschung und Entwicklung, Vertrieb sowie Verwaltung beschäftigt. Noch ist nicht klar, ob für das Verteidigungsministerium eine modifizierte Variante des G36 oder ein anderes Produkt aus dem Hause Heckler & Koch infrage kommen könnte.

Andernfalls könnte sich das auch auf die Arbeitsplätze in Oberndorf auswirken, befürchtet Nicolas Bauer, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall in Freudenstadt. In einem Brief an Verteidigungsministerin von der Leyen fordert die Gewerkschaft die Ministerin auf, sich mit Hauptgesellschafter Andreas Heeschen an einen Tisch zu setzen und „nach Lösungen im Sinne von unseren Soldatinnen und Soldaten und den Beschäftigten bei Heckler & Koch zu suchen“.