Nicolás Gonzalez (li.) hat für den VfB noch kein Tor erzielt, Mario Gomez immerhin schon drei. Foto: Baumann

Wer schießt beim VfB Stuttgart die Tore? Diese bange Frage stellt sich vor dem Heimspiel am Freitag (20.30 Uhr) gegen Eintracht Frankfurt, da der Bundesligist erst sechs Treffer erzielt hat.

Stuttgart - Es ist eine mickrige Zahl, aber sie sagt viel aus: 0,67. So viele oder besser so wenige Tore hat der VfB Stuttgart in der laufenden Saison bislang durchschnittlich erzielt. Sechs in neun Ligaspielen, nur Schalke 04 und der FSV Mainz 05 haben noch weniger aufzuweisen, aber mit ihren jeweils fünf Treffern mehr Punkte erreicht. Beim VfB stellt sich nach sechs Salto nullo im Angriff mit Blick auf die Begegnung mit Eintracht Frankfurt am Freitagabend (20.30 Uhr, Liveticker) aber schon die bange Frage: Wer soll eigentlich die Tore schießen?

Die Antwortet lautet noch immer Mario Gomez. Der Stürmer ist beim Tabellenletzten weiterhin die Referenzgröße, wenn es darum geht, das Runde ins Eckige zu bringen. Drei Treffer sind ihm bisher gelungen. Das ist einerseits okay, weil der 33-Jährige bisher gar nicht so oft zum Abschluss gekommen ist. 23 Torschüsse werden in der Statistik aufgeführt – und viele vergebene Großchancen wie zuletzt beim 0:4 in Hoffenheim fallen einem nicht ein.

Daniel Didavi wird schmerzlich vermisst

Andererseits offenbart sich im Stuttgarter Spiel dennoch eine Schwäche. Trifft Gomez nicht, tut es auch kaum ein anderer Spieler. „Diesbezüglich reißt der Ausfall von Daniel Didavi eine Lücke“, sagt Michael Reschke. Denn der Manager hatte den Mittelfeldspieler auch aufgrund seiner Bilanz zurückgeholt. 30 Ligaeinsätze absolvierte Didavi in der vergangenen Saison für den VfL Wolfsburg, dabei erzielte er neun Tore und bereitete sechs weitere vor.

Doch der 28-Jährige kehrte mit Achillessehnenproblemen zurück, nun will die Schleimbeutelentzündung nicht abklingen. Im Verbund mit dem ebenfalls verletzten Anastasios Donis (Muskelbündelriss) fehlen den Stuttgartern also seit Wochen zwei Spieler, die Gomez besser in Szene setzen könnten. So wie es Erik Thommy gegen die Hoffenheimer tat, als er mit einem Steilpass aus der eigenen Hälfte den Mittelstürmer Richtung Tor schickte – aber Gomez schoß vorbei. Und dem VfB blieb einmal mehr verwehrt, in Führung zu gehen.

Ein psychologisches Moment, das mit jedem missratenen Auftritt eine immer größere Rolle einnimmt: Die VfB-Spieler sind verunsichert, und je länger sie einem Erfolgserlebnis hinterherrennen, desto schwerer wird der imaginäre Rucksack, den gerade die Angreifer mit sich herumschleppen. Siehe Nicolás González. Unbeschwert traf er in den Vorbereitungsspielen, seither spürt der Argentinier die Last der Erwartungen, vor allem der eigenen. Mit Eifer versucht der 20-Jährige diese zu erfüllen. González rennt, was die Beine hergeben, um seinen ersten Ligatreffer zu erzwingen. Angriffswucht wie sein Vorgänger Daniel Ginczek entwickelt er bislang aber nicht. Weshalb sich viele Fans sehnsüchtig an den nach Wolfsburg abgewanderten Stürmer erinnern. Gomez und Ginczek – das versetzte die gegnerischen Abwehrreihen noch in Alarmbereitschaft. Jetzt scheint der VfB-Angriff schnell durchschaut: Gomez und das Prinzip Hoffnung.

„Wir müssen auf Schlagdistanz zur Konkurrenz bleiben“, sagt Reschke. Weshalb er Ausschau nach Verstärkungen in der Winterpause hält. Perspektivspieler sollten es ursprünglich sein, doch nun sind Soforthelfer gefragt, denn die Nummer 27 braucht zuverlässige Zulieferdienste. Pässe in die Tiefe, Flanken in den Rücken der Abwehr. Aber wer soll sie spielen?

Akolo kommt über gute Ansätze bisher nicht hinaus

Chadrac Akolo könnte es grundsätzlich, da er sich mit seinem ersten Ballkontakt oft Räume erschließt, die es für gelungene Angriffe braucht. In seinen letzten Einsätzen wirkte der ansonsten fröhliche Kongolose auf dem Platz aber wie ein Stürmer der traurigen Gestalt. Keine Körperspannung, kein Selbstvertrauen, keine Explosivität. Alle Elemente braucht Akolo aber für sein Spiel, denn mit Berkay Özcan bildet er aktuell eine der wenigen Alternativen im Offensivbereich. Ob Markus Weinzierl sie gegen die Frankfurter zieht, bleibt abzuwarten. Klar ist für den neuen Trainer jedoch, dass er die guten Ansätze aus dem Hoffenheim-Spiel dauerhaft sehen will. Mit der nötigen Aggressivität und robuster Körperlichkeit, wofür er die Trainingsintensität wieder gesteigert hat. „Wir müssen es schaffen, über 90 Minuten mutig und entschlossen aufzutreten“, sagt Weinzierl.

Nur so glaubt der Trainer, auf Basis einer stabilen Defensive den VfB nach vorne zu bringen. Höher verteidigen, wie es im Fußballjargon so schön heißt, wenn sich die Abwehrspieler weit nach vorne schieben, um dem Gegner Zeit und Raum im Aufbauspiel zu nehmen. Dann werden nach einer Balleroberung auch wieder die Wege in den Strafraum für Gomez kürzer, denn Konter aus der Tiefe sind nicht sein Ding.

Allerdings verbunden mit dem Risiko, dass gerade die Eintracht-Stürmer Platz für Konter erhalten könnten – und sowohl Sébastien Haller als auch Luka Jovic kommen mit mächtigen Zahlen: Jovic führt die Torschützenliste mit sieben Treffern an, und Haller ist mit sechs Toren und fünf Vorlagen der beste Scorer der Liga.