Volltreffer: Ein Ast schlägt eine LKW-Scheibe ein. Der Fahrer ist gefangen. Foto: Rosar

Das Sturmtief Bennet hat Polizei und Rettungskräften spektakuläre Einsätze beschert. Besonders ein Betroffener saß ganz schön in der Falle.

Stuttgart - Für einen 60-jährigen Lkw-Fahrer geht’s haarscharf daneben: Ein dicker Ast schlägt quer in der Windschutzscheibe ein, als sein Baustellenlaster auf der Fahrt auf der Pragstraße in Bad Cannstatt von einem umstürzenden Baum getroffen wird. Der Fahrer bekommt zum Glück keine einzige Schramme ab. Doch er schwebt weiter in Gefahr – und sitzt erst einmal fest. Er ist nicht der einzige Gefangene, den das Sturmtief Bennet am Montag in Stuttgart gemacht hat.

Nahezu zeitgleich, ebenfalls gegen 10.15 Uhr und 2,6 Kilometer Luftlinie entfernt, reißt der Sturm einen weiteren Baum um. Nahe der Haltestelle Neckarpark in Untertürkheim stürzt ein Ast auf die S-Bahn-Gleise. Ein Zug der Linie S 1, stadtauswärts unterwegs in Richtung Kirchheim unter Teck, rauscht in das Geäst. „Die Äste mussten unter dem Fahrzeug geborgen werden“, sagt ein Bahnsprecher, „die Fahrgäste dieses Zugs saßen derweil fest.“ Die anderen S-Bahnen wurden danach über die Ferngleise umgeleitet. Das Problem: Diese Fahrgäste konnten zwischen Bad Cannstatt und Esslingen-Mettingen nicht aussteigen.

An Aussteigen ist nicht zu denken

Auch der Lastwagenfahrer von der Pragstraße konnte nicht aussteigen. Eine Zeugin von einem nahen Autohaus berichtet von einem Knall und mehreren Lichtblitzen, die sie gesehen habe, als der Baum gegen den Lkw schlug. Dem Fahrer drohte, kaum war der Treffer durch den Ast überstanden, ein anderes Unheil: Stromschlag. Der Mann musste ausharren. Wie auch Fahrgäste einer Stadtbahn der Linie U 13 in Richtung Hedelfingen, die bis auf weiteres am Halt Rosensteinbrücke festsaß.

Was war passiert? „Der Ast hat eine Straßenbeleuchtung heruntergerissen, die an einem Luftkabel hing“, sagt Polizeisprecherin Monika Ackermann. Das freigelegte Stromkabel blieb am Lkw und an der Oberleitung einer Stadtbahn hängen, deren Passagiere ebenfalls festsaßen. Nichts ging mehr. Viele Autofahrer waren im Stau auf der Pragstraße gefangen. Die Polizei sperrte daraufhin die Strecke zwischen dem Pragtunnel und der Rosensteinbrücke.

Stadtbahn-Endstation im Fasanenhof gesperrt

Die Feuerwehr und Verkehrsmeister der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) entschärften die Lage. Der Lkw-Fahrer wurde befreit und vorsorglich in einem Krankenhaus untersucht. Während die S-Bahn am Neckarpark um 11.12 Uhr wieder rollen durfte, war der Fall von der Pragstraße um 13.15 Uhr bereinigt.

Im Gewerbegebiet Fasanenhof musste die Stadtbahn-Endstation Schelmenwasen am Nachmittag gesperrt werden. Grund war ein fliegendes Fassadenteil eines Bürohochhauses. Weil ein weiteres Teil locker saß, bestimmte das Baurechtsamt, den Bereich vor dem Gebäude bis Dienstag zu sperren – inklusive die Haltestelle. Autofahrer werden über den Zettachring umgeleitet.

In der Stadt fegte das Sturmtief mit Tempo 73 über die Dächer. Auf dem Flughafen registrierten die Meteorologen bis zu 85 Kilometer pro Stunde.