Bürgermeisterin Eva Noller und Bahnmanager Eckart Fricke informierten bei der Bürgergemeinschaft Oberaichen über Stuttgart 21 im kleinsten Stadtteil von Leinfelden-Echterdingen. Foto: Norbert J. Leven

Bürgermeisterin Eva Noller und Bahnmanager Eckart Fricke informieren bei der Bürgergemeinschaft Oberaichen über Stuttgart 21.

Oberaichen - Die Veranstaltung der Bürgergemeinschaft Oberaichen (BGO) zum Planfeststellungsverfahren für Stuttgart 21 im Bereich des Stadtteils läuft erst wenige Minuten, als Eva Noller, die Erste Bürgermei-sterin von L.-E., mit einer Äußerung für ungläubiges Gemurmel unter den Zuhörern im gut besuchten Pavillon der evangelischen Kirchengemeinde sorgt: „Wir sehen nicht, dass es zu mehr Lärm und Erschütterungen kommt.“ Die Stellvertrete-rin von Oberbürgermeister Roland Klenk, erst seit Mitte Oktober im Amt, erkennt aber sofort die Missverständlichkeit ihrer Aussage – denn schließlich ist auch in Oberaichen bekannt, dass die Stadt inzwischen einen großen Tross von Experten zu Rate gezogen hat, um im laufenden Planfeststellungsverfahren eigene Rechte und die Interessen ihrer Bürger durchzusetzen. „Das bezieht sich auf den Abschnitt in Oberaichen“, schiebt Noller nach. Sie hatte wohl vorausgesetzt, dass alle Besucher ihr Interesse tatsächlich thematisch auf den Stadtteil beschränken würden.

Anhand zahlreicher Fragen wurde schnell deutlich, dass sich die Bürger mit ihren Rechten in einem Planfeststellungsverfahren und dessen Ablauf nur wenig auskennen. Für Aufklärung sorgte neben der Bürgermeisterin auch Eckart Fricke, der Bevollmächtigte der Deutschen Bahn für Baden-Württemberg. Fricke hatte dem Vorsitzenden der Bürgergemeinschaft, Kurt Alber, spontan beim jüngsten Krautfest zugesagt. Seine Teilnahme an der Infoveranstaltung aufrecht zu erhalten, erwies sich hinterher als umso schwieriger – weil das Planfeststellungsverfahren inzwischen offiziell angelaufen ist.

Bürger sollen ihre Rechte wahrnehmen

Deshalb enthielt sich Fricke aller Äußerungen zum Für und Wider des Projekts und antwortete auf Detailfragen nur sehr abstrakt. Insgesamt gab es aber ein dickes Paket an Informationen zu den Abläufen und die Ermunterung der Bürgermeisterin an die Besucher, durch Einwendungen ihre Rechte wahrzunehmen.

Noller forderte auch dazu auf, die Sitzungen der politischen Gremien in der Stadt zu besuchen. Bereits am nächsten Dienstag werde sich der Technische Ausschuss des Gemeinderats mit dem Entwurf der städtischen Stellungnahme befassen, kündigte sie an. Dann dürfte auch die von der Stadt, Bahn und Land bezahlte Studie zum Lärmschutz vorliegen, kündigte Fricke an. „Der Abschnitt zur Untersuchung der Erschütterungen liegt vor“, sagte Fricke.

„Kein Güterverkehr“

Sein Hauptaugenmerk legte Fricke wie von der BGO gewünscht auf die Erklärung, wie der Zugverkehr auf der Strecke zwischen Rohrer Kurve und Flughafen funktionieren wird, wenn zu den S-Bahnen noch Regional- und Fernverkehrszüge hinzukommen. Anhand eines Zeit-Weg-Diagramms führte Fricke vor, dass sich – das heutige Betriebsprogramm unterstellt – die verschiedenen Zugarten dabei nicht in die Quere kommen werden. Einmal mehr versicherte Fricke, dass über die Filderstrecke kein Güterverkehr abgewickelt werde. „Wann werden die Züge so fahren?“, wollte ein Besucher schließlich noch wissen. Auch hier ließ sich Fricke an diesem vor der Tür winterlichen Abend nicht aufs Glatteis führen: „Natürlich 2021!“