Das Duell FC Bayern gegen BVB: Bastian Schweinsteiger (li.) im Champions-League-Finale 2013 gegen Ilkay Gündogan von Borussia Dortmund. Foto: Baumann

Am Mittwoch kommt es zum Topspiel in der Fußball-Bundesliga, wenn der FC Bayern auf RB Leipzig trifft. Taugen die Sachsen zum Bayern-Jäger? Viele haben es schon versucht, auf lange Sicht hat’s aber keiner geschaftt, den Münchnern die Stirn zu bieten. Ein kurzer Überblick.

Stuttgart - Lutz Pfannenstiel, weitgereister Fußball-Fachmann, ist überzeugt: „Ich sehe, wie andere auch, RB Leipzig als Bayern-Jäger der Zukunft.“ Gibt es tatsächlich viele andere, die dem Emporkömmling aus Sachsen zutrauen, den Branchenprimus FC Bayern dauerhaft zu ärgern? In einer Online-Umfrage eines renommierten Fußball-Fachmagazins meinten 56 Prozent der Teilnehmer ebenfalls, dass das Projekt RB Leipzig in der Bundesliga keine Eintagsfliege bleibe. Ein erstes Ausrufezeichen kann das Team von Trainer Ralph Hasenhüttl an diesem Mittwoch (20 Uhr) setzen, wenn es zum ersten Bundesliga-Duell des frechen Aufsteigers mit dem Rekordmeister in der Allianz-Arena kommt. Topspiel Erster gegen Zweiten. RB Leipzig ist der designierte Bayern-Jäger, doch Rivalen für die Müncher gab es schon viele, doch den meisten (eigentlich so ziemlich allen) ging nach einmigen Jahren die Puste bei der Verfolgung aus. Wir blicken in der Bundesliga-Gschichte zurück.

Borussia Dortmund

Der Höhepunkt der Bayern-Jagd des BVB war das Duell 2013 im Finale der Champions League. Die Bayern gewannen, aber damals standen sich die Clubs absolut auf Augenhöhe gegenüber. Die Schwarz-Gelben waren von 2011 bis 2014 der Widersacher der Münchner, der die Roten von der Isar auch immer wieder mal aufs Kreuz gelegt hat. 2011 und 2012 waren die Dortmunder Meister, 2012 gelang ihnen gar das Double. Allerdings musste der BVB immer wieder Topstars abgeben (Ilkay Gündogan), nicht selten an den großen Rivalen aus Süddeutschland – etwa Stürmerstar Robert Lewandowski oder vor dieser Saison Abwehrhüne Mats Hummels. Die ewige Bilanz weits bei 109 Partien 50 Bayern-Erfolge und 26 Borussia-Siege aus. Aktuell liegt die Borussia in Lauerstellung hinter München und Leipzig auf Platz drei, zählt also weiterhin zu den wichtigen Widersachern. Und in einer Sache hatte der BVB die Nase vorn gegenüber dem FCB: 1997 war der Club der erste deutsche Champions-League-Sieger.

1899 Hoffenheim

2008 waren die Badener aus der Kleinstadt Sinsheim in die Beletage des deutschen Fußballs aufgestiegen – und tatsächlich: Parallelen dazu werden nun in Leipzig wieder gesichtet, was sicher damit zu tun hat, dass ein gewisser Ralf Rangnick damals in Hoffenheim wie heute in Leipzig mindestens ein Wörtchen mitzureden hat. Auch 2008 mischte der Neuling (wie jetzt RB Leipzig) die Liga auf, feierte sensationell die Herbstmeisterschaft – doch dann war Schluss mit Revolution. In der Rückrunde vermochte der Tabellenführer nicht an die Leistungen der Hinrunde anzuknüpfen; die Mannschaft blieb zwölf Spiele in Folge sieglos und belegte am Saisonende den siebten Platz. Meister wurde übrigens nicht der FC Bayern (bloß Vize), sondern der VfL Wolfsburg, der sich trotz großer finanzieller Möglichkeiten allerdings auch nie als Bayern-Jäger etablieren konnte. Die Hoffenheimer Bilanz gegen die Großfinanz aus München: 17 Spiele, null Siege, 5 Remis und 12 Niederlagen.

SV Werden Bremen

Zwischen 2004 und 2008 waren die Nordlichter von der Weser den Bayern stets auf den Fersen, allerdings mit Ausnahme des Jahres 2004 – da wurde der SV Werder Meister vor den Münchnern. Danach reichte es mit den Stars Torsten Frings, Miroslav Klose (2006 nach München), Diego nur noch dazu, den FC Bayern kräftig zu ärgern. Die Bremer Fans erinnern sich wehmütig an diese goldene Ära zurück. Der Nord-Süd-Vergleich: Bremen siegte in 113 Partien gegen den Rekordmeister nur 27-mal und unterlag 60-mal.

Bayer Leverkusen

Um die Jahrtausendwende wurde Bayer Leverkusen zwischen 1997 und 2002 viermal deutscher Vizemeister, und weil der Werkclub um Michael Ballack 2002 Zweiter in der Liga geworden war sowie die Finals im DFB-Pokal und der Champions League (gegen Real Madrid) verloren hatte, war der Begriff Vizekusen geboren. Diesen Spottbegriff hat sich das Unternehmen Bayer beim Deutschen Patentamt in München als Marke schützen lassen. Legendär waren die verbalen Scharmützel, die sich der damalige Bayern-Manager Uli Hoeneß und Bayer-Trainer Christoph Daumzwischen 1997 und 2001 lieferten. „Der kann noch 100 Jahre spielen, der wird uns nie überholen“, tönte Hoeneß einmal. In dem Medienzwist um den designierten Bundestrainer Christoph Daum und dessen Drogen-Verdächtigungen schaltete Daum gar den Hamburger Anwalt Matthias Prinz ein und stellte gegen Hoeneß Strafanzeige wegen Verleumdung und übler Nachrede. Wegen der Haaraffäre (Kokain) war Daum schließlich 2001 runter von der Fußball-Bühne und auch Bayer verabschiedete sich nach dem Vizejahr 2002 als Bayern-Jäger bis auf Weiteres. Die Bilanz: 82 Spiele, 49 Bayern-Siege bei 17 Niederlagen.

1. FC Köln

1989 und 1990 waren die Geißböcke der große Rivale der Bayern, allerdings blieb den Kölnern (wie dem ungeliebten rheinischen Rivalen Leverkusen Jahre später) nur der zweite Platz. Damals schon brachte der Trainer-Neuling und bis dato reichlich unbekannte, weil nicht mit einer Karriere als Fußball-Profu gesegnete, Christoph Daum die Bayern um Manager Hoeneß mächtig in Rage. Die Bilanz des FC: 93 Spiele, 24 Siege, 23 Remis, 46 Niederlagen.

Hamburger SV

Die ganz großen Fußball-Stunden der Erben von Idol Uwe Seeler schlugen zwischen 1979 und 1984. Drei Meisterschaften, dreimal Vize. Die Krönung verpasste sich der HSV 1983 mit dem Landesmeister-Titel, darüber hinaus standen die Rothosen 1980 (Landesmeister) und 1982 (Uefa-Cup) in einem europäischen Finale. Die Namen der Handelnden dieser Ära besitzen (fast) schon Legendes-Status: Trainer war Ernst Happel, im Team standen Felix Magath, Manni Kaltz, Horst Hrubesch und Uli Stein. Der Hamburger SV war in diesen Jahre absolut auf Augenhöhe mit dem FC Bayern, die Nord-Süd-Duelle elektrisierte ganz (West-)Deutschland – doch auch der HSV konnte den Erfolg nicht konservieren, nach der Vizemeisterschaft 1987 und dem DFB-Pokalsieg über die Stuttgarter Kickers (3:1) begann der Abstieg ins Mittelmaß. Unterm Strich stehen 115 Spiele des HSV gegen die Bayern mit 21 Erfolgen und 70 Niederlagen.

Borussia Mönchengladbach

Es war die erste echte, große Bundesliga-Rivaltät, die der jungen Bosussia aus Mönchengladbach mit Berti Vogt, Günter Netzer, Jupp Heynckes und Hacki Wimmer gegen den FC Bayern mit Sepp Maier, Franz Beckenbauer und gerd Müller in den 1970er Jahren. Die älteren Fußball-Fans schwärmen noch immer von den beinahe schon legendären Duellen. Von 1969 bis 1977 holte die Borussia fünf Meistertiel, die Münchner lediglich vier – dem legendären Coach Hennes weisweiler war es gelungen, die Bayern nicht nur zu ärgern, sondern in die Schranken zu weisen. Doch mit Beginn der 1980er Jahre verabschiedete sich der Erfolg vom Bökelberg, die Borussia musste 1999 sogar runter in Liga zwei. Die Bilanz: 104 Spiele gegen die Bayern, 22 Siege, 50 Niederlagen.

VfB Stuttgart

Ganz ehrlich, ein wirklicher Bayern-Jäger war der VfB noch nie. Die Stuttgarter zählen zu den Clubs, die punktuell die Großkopferten aus München geärgert haben, wie etwa mit den Titelgewinnen 1984, 1992 und 2007. Das verrät auch die Statisktik: 120 Spiele, 76-mal siegten die Bayern und nur 23-mal der VfB.

Stuttgarter Kickers

Die Blauen aus Degerloch als Bayern-Jäger? Leider nein, unvergessen ist beim Kickers-Anhang jener 5. Oktober 1991, als die Blauen durch Tore von Kula, Marin, Keim und Moutas in München 4:1 gewannen.