Studenten der Uni Stuttgart wollen ihr studentisches Leben zurück. Foto: Lichtgut//Leif Piechowski

Studierende der Uni Stuttgart haben auf einer Demo im Stadtgarten mehr Präsenzlehre und die Öffnung von Lernräumen auch für Gruppen gefordert. Die Uni peilt mindestens 50 Prozent Präsenzlehre an, FFP2-Masken im Hörsaal werden Pflicht.

Stuttgart - Die Studierenden haben das Gefühl, allein gelassen zu werden – „von der Gesellschaft und von der Uni“. Das erklärte Alexander Botschek, als er mit weiteren Mitstreitern der landesweiten Initiative „Studieren, nicht stagnieren“ am 8. September zur Demo in den Stadtgarten gezogen war. Wird das Wintersemester an der Uni Stuttgart ein Präsenzsemester oder nicht? Darf das jeder Dozent selber entscheiden? Wird in den Lernräumen Gruppenarbeit verboten sein? Bekommen die Studierenden ihr studentisches Leben wieder zurück? Schließlich müssten die Studierenden doch rechtzeitig wissen, ob es sich lohne, in Stuttgart ein Zimmer zu suchen oder nicht. Antworten und Infos über die künftigen Modalitäten lieferte die Uni Stuttgart dann am Donnerstag.

„Es wird nicht dazu kommen, dass man sich um Plätze schlagen muss“

Man wolle im Wintersemester „so viel Präsenzveranstaltungen wie möglich anbieten“, teilte Rektor Ressel den Studierenden mit. Von 1. Oktober an finde wieder Studienbetrieb vor Ort statt. Die Präsenzlehre solle „mindestens 50 Prozent“ der gesamten Lehre ausmachen, die Hörsäle dürften jedoch höchstens zur Hälfte belegt werden. Wer wann zum Zuge kommt, sollen die Fakultäten und Studiengänge regeln. „Es wird nicht dazu kommen, dass man sich um die Plätze schlagen muss“, versichert Unisprecher Hans-Herwig Geyer. Auch für Dozenten sei Präsenz vorgeschrieben – „da kann sich keiner rausreden“.

In Hörsälen gelte als Zutritt nicht nur die 3-G-Regel (geimpft, getestet oder genesen), sondern auch FFP2-Masken-Pflicht – „eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme der Uni Stuttgart“. Kontrolliert werde in großen Sälen zunächst stichprobenartig, bei Veranstaltungen mit unter 35 Teilnehmern müsse der Dozent alle kontrollieren, erklärt Geyer. Zudem werde die Anwesenheit dokumentiert. Für die Bibliotheken und Lernräume gelte ebenfalls 3 G sowie Anmeldepflicht. Lerngruppen seien möglich, sofern die Abstandspflicht eingehalten werde.

Das Impfangebot vom Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) hätten die Studierenden „rege angenommen“, berichtet Geyer. „Wir gehen von einer hohen Impfrate aus.“ Zumal Tests ja künftig selber bezahlt werden müssten. Die Verwaltung wolle nach Möglichkeit ein stationäres und mobiles Test- und Impfangebot einrichten. Zudem prüfe man in enger Zusammenarbeit mit dem RBK, inwieweit für internationale Studierende individuell ermittelt werden könne, welche Nachimpfungen möglich seien. Denn hierzulande würden beim Zutritt nur die in Deutschland zugelassenen Vakzine akzeptiert.

Uni Hohenheim freut sich „auf ein lebendiges Campusleben ab Herbst“

Auch an der Uni Hohenheim wird das kommende Wintersemester „in wesentlichem Umfang durch Präsenz geprägt sein – ergänzt durch digitale Angebote“. Bei den Vorlesungen werde „ein gewisser Anteil an digitaler Lehre unumgänglich sein, doch Seminare und Workshops, Praktika und Prüfungen sind in Präsenz geplant“, teilt die Uni Hohenheim auf ihrer Homepage mit. Sollte pandemiebedingt doch ein Umstieg auf mehr digitale Lehre notwendig sein, sei man flexibel. Es könne sein, dass der Präsenzanteil bei verschiedenen Studiengängen unterschiedlich hoch sei, räumt Unisprecherin Dorle Elsner ein. Aber auch wenn es zwischendurch mal eine Online-Vorlesung gebe, könne man diese „auf dem Campus hören und das Gelernte anschließend gemeinsam etwa in der Mensa diskutieren“.

Die Frage „Lohnt es sich, nach Hohenheim zu ziehen?“ beantwortet die Uni klar: „Unbedingt!“ Denn der persönliche Kontakt sei elementar für den Studienerfolg und die Persönlichkeitsentwicklung. Ansage der Uni: „Wir freuen uns auf ein lebendiges Campusleben ab Herbst!“ Diese Entwicklung spiegelt auch die Nachfrage nach Zimmern wider. Den größeren Anteil an Präsenzlehre „begrüßen sowohl die Studierenden als auch wir“, erklärt das Studierendenwerk Stuttgart. „Die Nachfrage nach unseren Wohnplätzen ist im Vergleich zum letzten Wintersemester gestiegen“, sagt Marketingleiterin Melanie Westphal. Von den 2954 Bewerbern wollten 2346 einen Wohnplatz in Stuttgart. Vor einem Jahr waren es 1484, im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 3800. Zum Oktober seien noch 164 Zimmer frei, davon 50 in Stuttgart. Manche Bewerber warteten noch, wie viel Präsenz ihre Hochschule plane. Aber, so Westphal: „Voraussichtlich werden wir zum Wintersemester nicht allen Bewerbern einen Wohnplatz anbieten können in Stuttgart.“ Auch beim Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim sind derzeit fast alle Wohnplätze belegt. „In diesem Winter ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt angespannt“, so Geschäftsführer Oliver Schill.