Die Mieten für eine Bude in Ludwigsburg sind zum Semesterstart auf das Rekordniveau von durchschnittlich 420 Euro geklettert. Das Studierendenwerk will bis 2021 zwei weitere Wohnanlagen bauen. Aktuell warten fast 650 Studenten auf einen Wohnheimplatz.

Ludwigsburg - Dass studieren in Ludwigsburg gefragt ist, hat seinen Preis: Die Mieten für eine Bude sind zum Semesterstart auf das Rekordniveau von durchschnittlich 420 Euro geklettert. So viel zahlten Studenten im vergangenen Jahr noch in Stuttgart. Die Landeshauptstadt selbst – drittteuerstes Pflaster Deutschlands für studentisches Wohnen – ist inzwischen bei 450 Euro angelangt. Nur München und Hamburg sind noch teurer.

Aber auch Ludwigsburg hat sich in diesem Ranking nach oben bewegt und steht mittlerweile auf Platz 27. Im Vorjahr lag die Stadt noch auf Platz 28, im Jahr 2014 auf Platz 35. Im Bundesdurchschnitt kostet ein Studentenzimmer 363 Euro. Am günstigsten kommen Studenten zurzeit in Chemnitz weg – mit einem Mittelwert von 230 Euro pro Unterkunft.

Die Warteliste ist riesig

„Am preiswertesten sind WG-Zimmer“, sagt Annegret Mühlbaier vom Internet-Portal WG.Gesucht.de, das die Preisstudie gemeinsam mit dem Moses Mendelssohn Institut in Berlin erarbeitet und dafür 96 Hochschulstandorte mit mehr als 5000 Studenten untersucht hat. „Wer in eine eigene Wohnung zieht, muss erheblich mehr zahlen.“ Bei der Suche nach Ein- bis Zwei-Zimmer-Wohnungen müssten Studenten auch noch mit Job-Anfängern, Singles, Pendlern oder Menschen mit Zweitdomizil konkurrieren.

In Ludwigsburgs Hochschulen und Akademien sind knapp 9800 junge Leute eingeschrieben, davon fast 5900 an der Pädagogischen Hochschule und rund 2700 an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen. Mit der Wohnungsnot der Studenten ist das Studierendenwerk Stuttgart täglich konfrontiert. „Zum Wintersemester 2018/19 stehen 642 Studierende auf unserer Warteliste für Ludwigsburg“, berichtet die Sprecherin Anita Bauer.

Kaum finanzielle Anreize

Das Werk bietet im Großraum Stuttgart 7232 Wohnplätze in 35 Anlagen an, davon befinden sich 866 Zimmer in Ludwigsburg. Im Studentendorf am Montessoriweg nahe der Pädagogischen Hochschule werden 662 Einzelzimmer in Zweier-, Dreier-, Vierer- sowie Zehner-WGs geboten, dazu zwölf Appartements. Im Wohnhaus der Finanzen in der Peter-Eichert-Straße kommen 192 Einzelzimmer in Achter-WGs dazu, auf die in erster Linie Studenten der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen ein Anrecht haben.

Ludwigsburg hat mehr geförderten Wohnraum als andere Städte

Damit steht die Stadt im Vergleich sogar recht gut da: Immerhin 12,8 Prozent der Studenten leben in Ludwigsburg in einem geförderten Wohnheim mit Warmmieten zwischen 238 und 360 Euro. Im Bundesdurchschnitt haben, so besagt es die Studie, nur 9,6 Prozent einen Wohnheim-Platz.

Stefan Brauckmann, der Leiter des Moses Mendelssohn Instituts, ist nicht sonderlich optimistisch, dass sich an der Situation bald etwas ändert: „Die Grundstücks- und Immobilienpreise sind einfach zu hoch, um im privaten Segment noch Mieten darzustellen, die ins studentische Budget passen“, sagt er. „Und die finanzielle Förderung von Bund und Ländern ist bisher kaum ein Anreiz, zu bauen.“

Das Studierendenwerk Stuttgart plant indes weiter. Bis 2021 will es in Ludwigsburg zwei weitere Wohnanlagen erstellen: Eine mit 45 Zimmern in Eglosheim und ein Wohnheim Ecke Königsallee und Friedrichstraße mit 200 Zimmern. „Dort übernehmen wir außerdem ein Gebäude mit 70 Wohnplätzen der Oberfinanzdirektion Karlsruhe“, berichtet Anita Bauer. Für das Wohnheim an der Königsallee arbeiteten Architekten und Fachplaner gerade an der Entwurfsplanung. „Zum Baubeginn können wir aber noch keine Auskunft geben.“

Entspannt ist es nur im Schwarzwald

Von den 30 Städten, in denen die Studentenzimmer am meisten kosten, liegen allein zehn in Baden-Württemberg. Auch der Hochschulstandort Esslingen-Nürtingen ist mit Platz 37 ein sehr teures Pflaster für Studenten. Immerhin: „Für Esslingen haben wir aktuell keine Warteliste“, merkt die Studierendenwerk-Sprecherin Anita Bauer an. In Stuttgart dagegen ist die Lage für angehende Akademiker, die auf einen Wohnheimplatz warten, entmutigend: Für Stuttgart-Vaihingen etwa stehen laut Bauer 1357 Studenten auf der Warteliste, für Stuttgart-Mitte sind es 1966.

In der Auflistung der Städte und Kreise, in denen die Lage nach Angabe der Wohnungsmarkt-Studie am entspanntesten ist, taucht Baden-Württemberg nur einmal auf: Mit dem Schwarzwald-Baar-Kreis.