Ministerin Theresia Bauer will ihre Zahlen noch nicht veröffentlichen. Foto: dpa

Der Südwesten steht mit den Gebühren für internationale Studierende allein. Das wirkt sich aus. Immer weniger Ausländer außerhalb der EU studieren hier.

Stuttgart - Die Studiengebühren, die Baden-Württemberg als ein einziges Bundesland von Studierenden aus Nicht-EU-Staaten erhebt, sorgt nach Informationen der Opposition im Land für einen erheblichen Rückgang bei der Immatrikulation von Auslandsstudenten. Gabi Rolland, die hochschulpolitische Sprecherin der SPD im Land, bezeichnet die Gebühr gegenüber unserer Zeitung als einen „gewaltigen Rohrkrepierer“. Seit dem Wintersemester 2017/18 müssen internationale Studierende in Baden-Württemberg 1500 Euro Studiengebühren pro Semester bezahlen. Die Zahl der Anfänger ging laut SPD bei der Einführung gegenüber dem Vorjahr um mehr als 19 Prozent zurück. Auch für das laufende Wintersemester melden Beobachter zum Teil erhebliche Einbrüche an den Hochschulen. „Gerade die technisch orientierten Hochschulen, die sich bei den internationalen Studierenden besonderer Beliebtheit erfreuten, bekommen nun die Auswirkungen der schikanösen Gebühren zu spüren“, sagte Nico Weinmann, der Hochschulpolitiker der FDP. Von verschiedener Seite werden etwa die Hochschulen Heilbronn oder Reutlingen als Leidtragende genannt.

Fast alle anderen Bundesländer profitieren

Der Südwesten ist neben Schleswig-Holstein das einzige Land, das nach Darstellung des Aktionsbündnisses gegen Studiengebühren Studenten aus Nicht-EU-Staaten verloren hat. Bündnis hat aus Daten des Statistischen Bundesamts errechnet, dass im gleichen Zeitraum die Zahl der Studienanfänger aus Nicht-EU Staaten in allen anderen Bundesländern mit Ausnahme Schleswig-Holsteins deutlich angestiegen ist. Zum Beispiel in Bayern um fast 21 Prozent, in Hessen um mehr als 13, in Nordrhein-Westfalen um 11,6 und in Niedersachsen um 9,3 Prozent.

Das Wissenschaftsministerium hält sich bedeckt. In Anfragen der FDP und der SPD verweist Ministerin Theresia Bauer (Grüne) darauf, eine valide Gesamtschau für das Wintersemester 18/19 sei erst im Frühjahr möglich. Auch den Hochschulen rät das Ministerium gegenüber der Öffentlichkeit zu besonderer Vorsicht. „Theresia Bauer macht gegenüber dem Parlament die Schotten dicht“, kritisiert Gabi Rolland für die SPD. Nico Weinmann sieht in der Antwort Bauers auf seine Anfrage einen Beleg dafür, „dass die die Ministerin die Studierendenzahlen zurückhalten will“.

Baden-Württemberg steht alleine da

Die Bemühungen um Internationalisierung würden durch die Gebühren konterkariert, so Weinmann. Zumal Baden-Württemberg das einzige Bundesland ist, das Studenten aus Nicht-EU-Staaten zur Kasse bittet. Bayern hat abgewinkt. In Nordrhein-Westfalen steht zwar die Absicht im Koalitionsvertrag von CDU und FDP, dem Vorbild Baden-Württembergs zu folgen. Doch bis jetzt ist nichts passiert. Ein Sprecher von NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen sagte, „die in Baden-Württemberg gemachten Erfahrungen werden derzeit ausgewertet.“