So geht es nicht weiter, sagt Susanne Eisenmann nach der Bildungsstudie. Foto: dpa

Die baden-württembergische Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will nach dem schlechten Abschneiden des Landes im Schulleistungsvergleich zurück zu den Kernkompetenzen. Der Leistungsgedanke müsse wieder eine stärkere Rolle spielen.

Stuttgart - Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) mahnt ein Umdenken im Bildungsbereich vor. „Einfach so weiterzumachen wie bisher, halte ich für unverantwortlich“, erklärte sie nach der Veröffentlichung des IQB-Bildungstrends. Baden-württembergische Schüler haben beim jüngsten Ländervergleich des Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) dramatisch schlecht abgeschnitten.

Baden-Württemberg fiel jetzt in Fachbereich Deutsch im Lesen im Vergleich zu der Erhebung von 2009 von Platz drei auf Platz 13, zurück, beim Zuhören von Platz zwei auf 14 und in der Orthografie von zwei auf zehn. Im Fach Englisch sind wie in allen Ländern Verbesserungen zu verzeichnen, aber der Zuwachs ist in Baden-Württemberg am geringsten.

Zu viel Debatte über Strukturen

„Diese Ergebnisse können uns nicht zufrieden stellen, erklärte Eisenmann. Sie bilanzierte mit Blick auf die grün-rote Landesregierung: „ in Baden-Württemberg wurde in den vergangenen Jahren viel zu viel über Schulstrukturen gestritten. Die Themen Qualität und Leistung hat man völlig aus den Augen verloren. Da war ein Fehler, den wir mit der IQB-Studie nun quittiert bekommen“.

Zwar gebe es keine einfachen Antworten auf die komplexen Fragen nach den Ursachen für den Leistungsabfall, doch Eisenmann konstatiert bereits jetzt : „Der Leistungsgedanke muss wieder eine stärkere Rolle spielen“. Die Studie lege nahe, „dass wir uns auf die Kernkompetenzen konzentrieren, statt immer mehr Schulversuche zuzulassen“.

Schulen nicht an den Pranger stellen

Sie wolle nun für mehr Ruhe und Stabilität an den Schulen sorgen, kündigte die im Mai ins Amt gekommene Kultusministerin an. Sie werde auf die 160 Schulen zugehen, die aus Baden-Württemberg an der Studie teilgenommen haben. Man müsse gemeinsam nach den Ursachen für das schlechte Abschneiden suchen. „Wir sind auf Hinweise aus den Schulen angewiesen“, betonte Eisenmann, „es geht nicht darum diese Schulen an den Pranger zu stellen“.

Das Ministerium sei dabei ein strategisches Bildungscontrolling zu entwickeln, das Schulen helfen soll, sich qualitativ weiter zu entwickeln. Der wenig überraschenden Forderung nach mehr Ressourcen, wie sie der Bundesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) erhoben hat, erteilte Eisenmann eine Absage: „Reflexhafte Forderungen nach mehr Lehrerstellen helfen uns nicht weiter“, so Eisenmann. Die Ursachen für das schlechte Ergebnis seien vielfältig. Einen Ansatz sieht sie bei der Lehrerausbildung, die jüngste Reform sei kritisch zu überprüfen. Die Fachlichkeit müsse gestärkt werden.

GEW kritisiert „Politik-Theater“

Die GEW in Baden-Württemberg bewertet die Ergebnisse des Leistungsvergleichs als „nicht überraschend“. Die Qualitätsprobleme in allen Schularten hätten sich schon länger abgezeichnet, erklärte die Landesvorsitzende Doro Moritz. Sie setzt sich für eine Enquetekommission zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen ein. Notwendig sei eine „sachliche Auswertung der Ergebnisse statt Politik-Theater“. Die ersten Reaktionen der Politik wertet Moritz als „alarmierendes Zeichen für den Niveauverlust der Bildungspolitik in Baden-Württemberg“.