Die AfD feiert ihren Landesparteitag in Hoyerswerda. Die Stadt zählt zu den strukturschwachen Gebieten, wo die Partei besonders stark ist. Foto: dpa

Die Anhänger der AfD sind vor allem in dünn besiedelten Regionen mit alter Bevölkerung zu finden. Die Forscher fordern von der Politik mehr Unterstützung für strukturschwache Regionen.

Stuttgart - Die AfD ist bei der Bundestagswahl besonders in dünn besiedelten Regionen mit alter Bevölkerung gewählt worden. Das ist das Ergebnis einer Studie im Auftrage des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), für die alle alle 299 Wahlkreise in Deutschland einzeln untersucht worden sind. Darin heißt es auch, dass ein Zusammenhang der AfD-Zustimmung mit dem Ausländeranteil vor Ort nicht nachgewiesen werden konnte. Auch die Arbeitslosenquote oder der Bildungsgrad hingen demnach nicht unmittelbar mit dem AfD-Ergebnis zusammen. Allerdings stellen die Forscher fest, dass die Stimmenanteile der Partei dort zunahmen, wo das Haushaltseinkommen unterhalb des Bundesdurchschnitts liegt. Das sei besonders in ostdeutschen Wahlkreisen der Fall; aber auch in westdeutschen Wahlkreisen mit niedrigem Einkommen erhielt die Partei demzufolge mehr Zuspruch.

Keine einfachen Erklärungen für AfD-Erfolg

Die Studie zeige, dass monokausale Erklärungen für den Erfolg der AfD zu kurz greifen würden. „Die AfD ist eben nicht die Partei der Arbeitslosen, der Einkommensschwachen oder der Ostdeutschen, die Realität ist vielschichtiger“, erklärt Christian Franz, einer der Autoren. „Je nachdem, ob man West- oder Ostdeutschland betrachtet, scheinen andere Faktoren am Werk zu sein.“ Gleichzeitig betont er: „Unsere Untersuchung hat sich mit Strukturen und nicht mit individuellen Wahlentscheidungen und ihren Motivationen befasst.“

Kaum Zusammenhang zum Ausländeranteil

Auch die Art der Beschäftigung beeinflusste das Wahlverhalten offenbar. In westdeutschen Wahlkreisen sei die AfD besonders dort gewählt worden, wo überproportional viele Menschen in der Industrie arbeiten. Im Osten beeinflusst demnach die Dichte von Handwerksunternehmen das Wahlverhalten zugunsten der AfD. Zwischen dem Ausländeranteil und dem AfD-Ergebnis sind schwache Zusammenhänge nachgewiesen. In ansonsten gleichen Wahlkreisen sei das Zweitstimmenergebnis der AfD höher, wenn überdurchschnittlich viele Menschen mit nichtdeutscher Staatsbürgerschaft dort leben würden, heißt es in dem Bericht.

Das Problem der Perspektivlosigkeit

Dem Forschungsinstitut zufolge spricht vieles dafür, dass in bestimmten Regionen „auch aufgrund einer empfundenen Perspektivlosigkeit“ der Zuspruch der Wähler für etablierte Parteien schwinde. Es formulierte klare Forderungen an die Politik. „Die soziale Teilhabe muss verbessert werden und mehr Gewicht auf die Entwicklung strukturell schwacher Regionen gelegt werden“, so die Forscher. Sie raten der Politik, in strukturschwachen Regionen öffentliche Investitionen zur Absicherung öffentlichen Grundversorgung etwa mit Schulen oder Krankenhäusern zu sichern. Andernfalls werde „die Verstärkung politischer Polarisierung billigend in Kauf“ genommen.