In Deutschland leisten vor allem Bienen, aber auch Käfer, Schmetterlinge und andere Insekten die Bestäubungsarbeit. (Archivbild) Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Wissenschaftler der Universität Hohenheim haben simuliert, wie es wäre, wenn schlagartig alle bestäubenden Tiere wegfielen. Der wirtschaftliche Schaden wäre immens.

Stuttgart - Der wirtschaftliche Schaden des Insektensterbens ist neuen Schätzungen zufolge immens. Nach Angaben von Wissenschaftlern der Universität Hohenheim würde das Bruttosozialprodukt in Deutschland ohne die Arbeit der Tiere jährlich 3,8 Milliarden Euro einbüßen, wie die Hochschule am Montag in Stuttgart mitteilte. Weltweit wäre es eine Billion Dollar (rund 845.000 Milliarden Euro). Etwa ein Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts erarbeiten damit bestäubende Tiere, wie es hieß.

Drei Hohenheimer Wissenschaftler haben simuliert, wie es wäre, wenn schlagartig alle bestäubenden Tiere wegfielen. Ihre Studie haben sie jetzt im Fachjournal „Ecological Economics“ veröffentlicht. In Deutschland und Europa leisteten vor allem Bienen, aber auch Käfer, Schmetterlinge und andere Insekten die Bestäubungsarbeit, erklärten die Forscher. In tropischen Regionen seien beispielsweise auch Fledermäuse und Kolibris beteiligt.

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Je nach Pflanzenart fallen die Verluste den Angaben zufolge unterschiedlich aus. So sind bei Äpfeln und Kirschen im Durchschnitt etwa 65 Prozent Ertrags der Bestäubung durch Tiere zu verdanken, bei manchen Pflanzen wie beim Kürbis sogar 95 Prozent, während Getreidearten wie Weizen und Reis Wind- oder Selbstbestäuber sind.

Dem Argument, dass manche Ausfälle kompensiert werden könnten durch die Pflanzung selbstbestäubende Sorten oder künstliche Formen von Bestäubung, treten die Autoren entgegen: Diesen Mehraufwand müssten Verbraucherinnen und Verbraucher bezahlen, die obendrein ein geringeres Angebot an Obst und Gemüse hätten, hieß es.

Wissenschaftler wollen einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten

Würde mit den für Deutschland errechneten 3,8 Milliarden Euro Verlust jährlich Vorsorge betrieben, dann ließen sich damit „auf der Hälfte der deutschen Agrarflächen biodiversitätsfördernde Agrarumweltprogramme finanzieren“, erklärten die Wissenschaftler. Sie äußerten die Hoffnung, dass ihre rein wirtschaftliche Betrachtung, konzentriert auf die mit Sicherheit spürbaren Ausfälle, „das Bewusstsein für die Bedeutung intakter Ökosysteme schärfen und so einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten“ könne. Die wirklichen ökologischen Schäden eines Insektensterbens gingen nämlich noch deutlich darüber hinaus.