Schwabe oder Badner? Am Sonnenbrand-Tatoo lässt es sich erkennen. Foto: dpa

Es kenne keine Badener oder Schwaben, sondern nur noch Baden-Württemberger, behauptet der Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Wenn er sich da mal nicht irrt. Selbst beim Sonnencremekonsum geht ein Riss durch das Land.

Stuttgart - Geiz ist eine Eigenschaft, wegen der ein echter Schwabe niemals rot werden würde. Im vorliegenden Fall könnte das aber anders ausgehen. Es drohen massive Sonnenbrände mit Hautrötungen, Blasenbildungen und Juckreiz. Und alles nur, weil der Schwabe sparsam ist bis zur Abschuppung. Das zumindest legt die Studie nahe, die das Marktforschungsunternehmen Nielsen jetzt vorgelegt hat. Demnach gaben die sparsamen Schwaben in der vergangenen Sonnencremesaison zwischen Mai 2018 und April 2019 weniger für Sonnenschutzmittel aus als die Menschen im wesentlich kühleren Norden. Ja, Württemberg sei bundesweit sogar Schlusslicht, teilt Nielsen mit.

Lieber rot statt braun?

Dabei scheint Deutschland ohnehin nicht das Land zu sein, in dem die Sonnenmilch in Strömen fließt. Im vergangenen Jahr sei der Verbrauch trotz des langen und heißen Sommers, trotz Hautkrebswarnungen und Klimawandels um 1,7 Prozent gesunken. Nur 58 Millionen Tuben, Sprays oder Fläschchen gingen über die Ladentheken. Damit kamen auf jeden Bundesbürger im Schnitt 0,7 Sonnenschutzmittel. An den Neckarstränden waren die Menschen noch knickriger. Im Großraum Stuttgart sei nicht einmal eine halbe Packung Sonnencreme, Après Sun oder Selbstbräuner pro Kopf verkauft worden. Unklar bleibt, warum die Sonnenprodukte in schwäbischen Drogeriemärkten ein Schattendasein fristen. Ist der Schwabe lieber rot statt braun? Ist er so schaffig, dass er ständig im Büro sitzt und keine Zeit zum Sonnenbaden hat?

Von der Sonne verwöhnt

Klar ist hingegen, dass auch auf diesem Feld ein tiefer Riss durch das Land geht. Am anderen Ende der Nielsen-Skala stehen natürlich mal wieder die sonnigen Badener. Rund um Freiburg hätten Verbraucher am häufigsten zu Sonnencremes gegriffen, sagt der Nielsen-Kosmetikexperte Enrico Krien. Offenbar glauben die Menschen das, was die badischen Winzer immer wieder als Werbespruch verbreiten: dass Baden von der Sonne verwöhnt wird. Dabei hat der Schweizer Wetterexperte Jörg Kachelmann das längst als Fake-News enttarnt. Im langjährigen Mittel komme Württemberg nämlich jährlich auf vier Sonnenstunden mehr. Was die Sonnencremes betrifft, brauchen die Badener also gar nicht so dick auftragen.