Stuttgart investiert aus Sicht des Umweltverbandes Greenpeace viel zu wenig Geld in einen sicheren Radverkehr. (Symbolbild) Foto: dpa

Fünf Euro pro Einwohner und Jahr gibt die Autostadt Stuttgart laut einer Studie für sicheren Radverkehr aus. In manch Metropole im Ausland ist es ein Vielfaches - und das merkt man auch.

Stuttgart - Stuttgart investiert aus Sicht des Umweltverbandes Greenpeace viel zu wenig Geld in einen sicheren Radverkehr - ebenso wie andere Großstädte auch.

Demnach gibt keine der sechs größten deutschen Städte mehr als fünf Euro pro Kopf und Jahr für den Radverkehr aus - Städte wie Amsterdam und Kopenhagen dagegen investierten demnach seit Jahrzehnten ein Vielfaches dessen. Dort werde deutlich mehr Rad gefahren, gleichzeitig verunglückten Radfahrende etwa zehnmal seltener. Das zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Untersuchung des Umweltverbandes. Die Stadt Stuttgart bezweifelte die Zahlen.

Greenpeace hat für die Untersuchung die öffentlichen Haushalte der sechs größten deutschen Städte Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main und Stuttgart unter die Lupe genommen. Demnach gab im Durchschnitt der vergangenen Jahre Stuttgart mit fünf Euro pro Kopf und Jahr noch am meisten für den Radverkehr aus. Es folgen Berlin mit 4,70 Euro und Frankfurt mit 4,30 Euro. Danach kommen Hamburg mit 2,90 Euro, Köln mit 2,80 Euro und München mit 2,30 Euro. Zum Vergleich: In Amsterdam sind es laut Greenpeace 11 Euro, in Kopenhagen sogar 35,60 Euro.

Stuttgart kann Zahlen nicht bestätigen

Die Stadt Stuttgart konnte die Zahlen nicht bestätigen: Für das laufende Jahr kam man im Rauhaus bei rund 8,2 Millionen Euro für den Radverkehr und gut 612 000 Einwohnern auf einen Wert von 13,27 Euro. „Die Zahl von fünf Euro ist damit nicht aktuell“, sagte eine Sprecherin. „Wie die Zahl ermittelt wurde, können wir nicht nachvollziehen.“

Wie das Statistische Bundesamt im Juli mitgeteilt hatte, kamen in Deutschland im vergangenen Jahr 382 Fahrradfahrer bei Verkehrsunfällen ums Leben. Während die Zahl der Verkehrstoten insgesamt zwischen 2010 und 2017 um 13 Prozent sank, blieb die Zahl der tödlich verunglückten Radfahrer nahezu konstant. Besonders schwere Folgen haben Unfälle mit Lastwagen.

„Die Bundesregierung muss Geld bereitstellen, damit Menschen mit dem Rad künftig sicher durch die Stadt kommen“, sagte Greenpeace-Verkehrsexpertin Marion Tiemann. Bis zu 30 Prozent aller Autofahrten in Ballungsgebieten ließen sich auf das Fahrrad verlagern. Etwa die Hälfte der mit dem Auto zurückgelegten Wege sei kürzer als fünf Kilometer. Die Bedeutung des Rads im Verkehrsaufkommen steige kontinuierlich.

Radwege breiter und Kreuzungen sicherer

Der Radverkehr könne enorm helfen, die Verkehrs- und Luftprobleme vieler Städte zu lösen. Dafür müssten Radwege breiter und Kreuzungen für Radfahrende sicherer gestaltet werden. Unsicherheit sei ein Hauptgrund, weshalb Menschen nicht häufiger das Rad nutzten.

Sehen Sie hier im Video: Deshalb ist Stuttgart keine Fahrradstadt: