Wer eine Perspektive hat, ist weniger gewalttätig. Arbeit ist wichtig für die Integration. Hier arbeiten zwei Flüchtlinge in einer Firma zur Glasherstellung. Foto: dpa

Eine neue Studie über die Ursachen von Flüchtlingskriminalität fördert wenig Neues zutage. Interessant aber ist die Forderung nach einem Einwanderungsgesetz, kommentiert unser Politikredakteur Knut Krohn.

Stuttgart - Nun gibt es also noch eine Studie zur Situation der Flüchtlinge in Deutschland. Wirklich Neues fördert die Arbeit im Auftrag des Familienministeriums allerdings nicht zutage. Kernaussage ist: alleingelassene, junge frustrierte Männer in einer aussichtslosen Lebenssituation ohne Zukunftsperspektive sind gewaltbereiter als andere Menschen. Diese Erkenntnis wird von französischen Soziologen in den Vorstädten von Paris seit Jahrzehnten beobachtet.

Gegen Kriminalität vorgehen

Interessanter wird die Studie, wenn sie Lösungsvorschläge andeutet. Natürlich legen die Forscher den Politikern nahe, konsequent gegen die Auswüchse der Kriminalität vorzugehen. Da ist die Polizei gefordert. Die Wissenschaftler plädieren allerdings vor allem dafür, die Wurzel des Übels zu bekämpfen. Ihre zentrale Forderung: Gebt den Menschen Hoffnung! Dazu zählen sie auch eine bessere Prävention. Unter anderem solle es bessere Angebote wie etwa Sprachkurse, Sport und Praktika sowie Betreuungskonzepte für junge Flüchtlinge geben.

Forderung nach einem Einwanderungsgesetz

Fast schon ein Auftrag der Forscher an die Politik ist die Forderung nach einem Einwanderungsgesetz, in dem klar festgelegt ist, unter welchen Bedingungen Ausländer eingebürgert werden können. Seit Jahrzehnten streiten die Parteien im Bundestag über eine solche Regelung. Doch vor allem das konservative Lager wollte der Tatsache nicht ins Auge blicken, dass Deutschland längst ein Einwanderungsland ist. Ein solches Gesetz würde für Klarheit auf allen Seiten sorgen. Vor allem wüssten Menschen aus ärmeren Ländern endlich, mit welchen Qualifikationen sie eine Chance auf eine Zukunft in Deutschland haben. Es würde aber auch deutlich machen, wer keine Perspektive auf eine dauerhafte Bleibe in Deutschland. Nur wer für Klarheit bei der Einladung sorgt, kann auch unerwünschte Besucher abweisen.