Früh übt sich, wer ein Mathe-Genie werden will. Foto: Imago/Vector Fusion Art

Frauen in Deutschland bekommen im Durchschnitt immer später ihr erstes Baby. Was kann das für die kindliche Entwicklung bedeuten? Eine Untersuchung liefert neue Ergebnisse.

Kinder von älteren Müttern sind laut einer neuen Studie im Durchschnitt besser in Mathematik und sozial kompetenter. Das berichtete das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden am Donnerstag (6. Juni) unter Bezug auf eine gemeinsame Studie mit der Universität Oldenburg.

„Die Befunde zeigen, dass sich Kinder deutlich besser entwickeln, wenn ihre Mutter bei der Geburt kein Twen oder gar Teenager ist“, erklärt Mathias Huebener vom BIB.

Alter der Mütter und mathematische Kompetenz

Auf Basis des sogenannten Nationalen Bildungspanels, einer bundesweiten Langzeituntersuchung von 2015 bis 2021 mit zeitweise fast 2300 Kindern, hatten die Experten Zusammenhänge zwischen später Mutterschaft und kindlicher Entwicklung analysiert.

Hintergrund ist laut BiB der Trend, dass Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes immer älter geworden sind. „Lag ihr Alter im Jahr 1990 in Deutschland durchschnittlich noch bei 24,5 Jahren, stieg es bis 2022 auf 30,8 Jahre an.“

Mathematische Formelsammlung: Für die meisten ein Buch mit sieben Siegeln. Foto: Imago/Blickwinkel

Kinder von Müttern unter 30 bei der Geburt hatten den Angaben zufolge „mehrheitlich unterdurchschnittliche Testergebnisse in Mathematik“. Töchter und Söhne von Frauen mit einem höheren Alter zeigten dagegen laut dem BiB durchschnittliche oder leicht höhere mathematische Kompetenzen. Ein ähnliches Muster ergebe sich für das „sozial-emotionale Verhalten der Kinder“, wenn auch schwächer ausgeprägt.

Höhere Bildung begünstigen intellektuelle Entwicklung von Kindern

Mitautorin Susanne Schmid von der Universität Oldenburg weist auf den Zusammenhang zwischen der Förderung der Kinder und finanziellen Möglichkeiten hin. „Die Entwicklung von Kindern hängt wesentlich von der Lernumwelt ab, die sie in den ersten Lebensjahren im Elternhaus erfahren“, erklärt sie.

Das mütterliche Erziehungsverhalten, beispielsweise gemeinsame Aktivitäten mit dem Kind, spielen eine zentrale Rolle bei dessen geistig-sozialer Entwicklung. Foto: dpa/Patrick Pleul

Einer von mehreren denkbaren Erklärungsansätzen lautet, dass laut dem BiB eine frühe Mutterschaft oft mit niedrigeren elterlichen Bildungsabschlüssen und weniger Einkommen einhergeht. „Bekommen Frauen ihr erstes Kind hingegen in einer späteren Lebensphase, können sie davor höhere Bildungsabschlüsse erzielen und mehr Berufserfahrung sammeln. Dies begünstigt eine förderliche Lernumwelt des Kindes.“

Ein weiterer Faktor sei das mütterliche Erziehungsverhalten, beispielsweise gemeinsame Aktivitäten mit dem Kind. Ebenfalls eine Rolle spielten das mütterliche Wohlbefinden und das Gesundheitsverhalten während der Schwangerschaft.

Mehr Unterstützung für jüngere Mütter

Dennoch befürworte die Studie keinesfalls das Aufschieben der Mutterschaft, zumal Schwangerschaften nach dem 36. Lebensjahr häufiger gesundheitlich riskanter sein könnten. Vielmehr müssten junge Frauen mehr unterstützt werden.

Mitautorin Gundula Zoch von der Universität Oldenburg erläutert, zum Beispiel könnten verlässlich finanzierte Angebote der Kinderbetreuung es „jüngeren Müttern ermöglichen, eine Ausbildung oder ein Studium erfolgreich abzuschließen und einen guten Jobeinstieg zu garantieren“.

Demnach haben Kinder von Müttern, die bei der Geburt mindestens 30 Jahre alt waren, durchschnittliche oder leicht höhere Kompetenzen. Ähnliches gilt für das sozial-emotionale Verhalten der Kinder. Die Unterschiede zwischen den Gruppen sind dabei aber schwächer.