Der Zeugnistag ist jedes Mal wieder spannend. Foto: dpa/David Inderlied

Eine Studie hat untersucht, welche Wirkung Kopfnoten im Zeugnis für den Bildungserfolg von Schülern hat. Das Ergebnis ist auch für Baden-Württemberg von Bedeutung.

Stuttgart - Verhalten befriedigend, Mitarbeit unbefriedigend – solche Bewertungen im Zeugnis waren nicht nur für Generationen von Schülern Anlass für Stress mit den Eltern. Die sogenannten „Kopfnoten“ für Verhalten und Fleiß in der Schule sind auch ein Streitthema, über das sich Bildungspolitiker jahrzehntelang lustvoll die Köpfe heißgeredet haben. Zuletzt ist es in Deutschland zwar ruhig geworden um das Thema. Aber viele Jahre lang konnte die Frage nach Sinn oder Unsinn dieser Bewertungen als Grenzlinie zwischen konservativer oder liberaler beziehungsweise linker Bildungspolitik herhalten.

Ideale Laborbedingungen

Aber da der Streit durchaus auch global ausgetragen wird, hat das Münchner IFO-Institut für Wirtschaftsforschung die Auswirkung von Kopfnoten auf Bildungserfolg und Berufseinstieg noch einmal untersucht. Und zwar, wie die Studienautoren hervorheben, unter idealen Laborbedingungen im deutschen Föderalismus. Denn die Länder Bremen und Brandenburg führten die Noten für Verhalten und Mitarbeit 2001 wieder ein, Sachsen-Anhalt folgte 2003 und Nordrhein-Westfalen 2007. An den Veränderungen dort lassen sich die Auswirkungen von Bildungsreformen gut messen. Das ist in jenen Ländern nicht so einfach, in denen es die Kopfnoten immer gab wie zum Beispiel Baden-Württemberg.

Wirkungslos und teuer

Das Ergebnis der Münchner Studie ist allerdings ernüchternd: Nach ihren Erkenntnissen ist die Wirkung der Kopfnoten in den vier genannten Ländern gleich Null, wie es in ihrer auf englisch erschienenen Langfassung der Studie heißt. Die Bewertung von Mitarbeit und Betragen sei bedeutungslos für die Schulleistungen, die Charakterbildung und den Berufseinstieg der Schüler.

Dafür dass die Bewertungen nutzlos sind, kosten sie nach Meinung der Münchener Wirtschaftsforscher aber ganz schön viel Geld: 7,11 Dollar – oder 6,13 Euro – pro Schüler und Jahr. Berechnungsgrundlage sei ein durchschnittliches Lehrergehalt in der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Auf rund elf Millionen Schüler in Deutschland hochgerechnet entspreche dies 67,5 Millionen Euro. In Baden-Württemberg mit 1,5 Millionen Schülern kostet die Vergabe von Kopfnoten demnach jedes Schuljahr 9,2 Millionen Euro.