In der Pandemie haben die Vorurteile gegenüber Flüchtlingen abgenommen. Foto: dpa/Bernd Wüstneck

Der Corona bedingte Lockdown hat das psychische Wohlbefinden vieler Menschen stark beeinträchtigt. Gleichzeitig zeitigte er aber auch überraschende Nebeneffekte, wie eine Studie mit jungen Männern ergeben hat.

Freiburg - Der bundesweite Lockdown im Zuge der Coronapandemie hat auch bei der Gruppe der jungen Männer kräftig an den Nerven gezerrt. Diesen wenig überraschenden Befund hat nun eine Studie der Universität Freiburg erneut belegt. Gleichzeitig zeigte die Untersuchung aber, dass der Lockdown auch positive Nebeneffekte mit sich gebracht haben dürfte. In der Krise wuchs bei den Probanden das Umweltbewusstsein und insbesondere der Glaube an die Verwundbarkeit des Ökosystems. Das ist überraschend, weil es zeitweise so schien, als ob der Kampf gegen Corona das Thema Klimawandel komplett in den Hintergrund gedrängt habe.

Das Forscherteam um die Wissenschaftler Bastian Schiller und Professor Martin Heinrichs vom Institut für Psychologie der Universität Freiburg hatte während des ersten bundesweiten Lockdowns 140 junge Männer nach ihrem psychischen Befinden befragt. Die Gruppe hatte bereits im vorangegangenen Winter, also vor dem Lockdown, an einer Studie teilgenommen. Dadurch war ein direkter Vergleich möglich.

Die Probanden wurden ängstlicher

Ihre Antworten wiesen darauf hin, dass die Probanden während des Lockdowns insgesamt ängstlicher und niedergeschlagener geworden seien. „Wir sehen klare Hinweise auf kurzfristige negative Effekte der Pandemiemaßnahmen auf das psychische Wohlbefinden, die sich möglicherweise auch langfristig auswirken können“, sagte Bastian Schiller.

Allerdings stieg auch das Umweltbewusstsein und insbesondere der Glaube an die Verwundbarkeit des Ökosystems bei den Probanden an. Hier sei die Zunahme im mittleren bis hohen Bereich gelegen, heißt es in der Studie. Deutlich mehr Teilnehmer stimmten der Aussage zu, dass der Mensch die Kontrolle verliere, die Umwelt aus der Balance gerate und die Welt überbevölkert sei.

Mehr Offenheit gegenüber Flüchtlingen

Zudem berichteten die Befragten über eine größere Offenheit gegenüber geflüchteten Menschen. In der Studie waren die Probanden mit gängigen Vorurteilen konfrontiert worden, etwa dass Ausgaben für Asylbewerber Verschwendung seien. Hier habe sich eine leichte bis mittlere Abnahme bei den Zustimmungswerten gezeigt.

„Es scheint also auch positive Transfereffekte auf unsere Einstellungen zu weiteren globalen Herausforderungen wie dem Klimawandel und der Geflüchtetensituation zu geben“, erklärte Schiller. In der Krise sei die Solidarität gewachsen. Offenbar habe die Pandemie die Chance aufgetan, etwas zu verändern. „Diese Ergebnisse sollten die politisch Handelnden ermutigen“, sagte Professor Heinrich. Das weltweite gemeinsame Vorgehen in Zeiten von Covid-19 biete die Möglichkeit, „jetzt auch globale Maßnahmen angesichts einer gestiegenen Offenheit für die Themen Klimaschutz und Migration anzugehen“.