Das Wohl und Wehe im Lenninger Tal ist eng mit dem Schicksal der Papierfabrik Scheufelen verbunden. Das soll sich ändern. Foto: Horst Rudel

Die Stadt Owen und die beiden Gemeinden Lenningen und Erkenbrechtsweiler haben eine interkommunale Standortstudie in Auftrag gegeben – getragen von der Hoffnung, dass die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen den Aufschwung in die Region am Albtrauf bringen mögen.

Owen/Lenningen/Erkenbrechtsweiler - Am Anfang war das Unbehagen. Was passiert mit Lenningen, wenn die in den vergangenen Jahren mehrfach in die Knie gegangene Papierfabrik Scheufelen, mit rund 340 Beschäftigten immer noch der größte Arbeitgeber am Ort, ihre Tore endgültig schließt? „Daran wollen wir nicht denken. Aber um die Folgen zu ermessen, muss man sich nur mal ein Luftbild vom Lenninger Tal anschauen“, sagt der Lenninger Bürgermeister Michael Schlecht. Und weil die Nachbarn in Owen und Erkenbrechtsweiler ebenfalls wissen wollen, wie sie als Kommunen abseits der Ballungszentren wettbewerbsfähig bleiben können, hat das Trio eine gemeinsame Standortstudie in Auftrag gegeben.

Das Stuttgarter Büro Reschl Stadtentwicklung soll ausloten, wie die drei in einem Gemeindeverwaltungsverband zusammengeschlossenen Partner die Felder Handel, Gewerbe und Tourismus künftig so ausbalanciert beackern können, dass daraus Entwicklungsperspektiven erwachsen. Dabei müssen die Wissenschaftler die Gesamtinteressen im Blick halten, aber auch für jede einzelne Kommune passgenaue Empfehlungen abgeben. „Wir wollen kein abstraktes Leitbild, sondern ein Strukturkonzept mit detailliertem Handlungsprogramm“, sagt Schlecht, der mit seinem Vorstoß in Owen und Erkenbrechtsweiler offene Rathaustüren eingerannt hat. Die Partner eint das Bemühen, die Abwanderung in die Städte zu stoppen und ihren Gemeinden eine Perspektive zu eröffnen, die mehr beinhaltet als Schlafstätte zu sein am Rande der Ballungszentren.

Hoffnung auf Aufbruchstimmung

„Uns ist es wichtig, ein Gesamtpaket zu schnüren, das eine gute Wertschöpfung garantiert“, sagt Verena Grötzinger, die Bürgermeisterin der 3400 Einwohner zählenden Stadt Owen. Ihr Kollege aus dem 2200 Einwohner zählenden Erkenbrechtsweiler, Roman Weiß, erhofft sich von der Studie nicht nur Fingerzeige, welche Handlungsfelder die Partner erfolgversprechend besetzen können. Er setzt auf eine Aufbruchstimmung für den ganzen Raum. „Wenn der ein oder andere auf der Basis der Studie zu dem Schluss kommt, ich wag’s, dann haben wir alle schon etwas gewonnen“, sagt Weiß.

Neun Monate haben Richard Reschl und seine Mitarbeiter nun Zeit, um ihren Auftraggebern konkrete Leitprojekte ans Herz zu legen. Dieser Konzeptionsphase vorgeschaltet ist eine Analyse- und eine Dialogphase. Ausgehend von den vorliegenden Zahlen und Strukturdaten fertigt das Planungsbüro eine Stärken-Schwächen-Analyse. Auf deren Basis baut die Dialogphase auf. „Wir starten im Frühjahr 2017 mit einem Fragebogen, der allen Unternehmen zugeht“, sagt Reschl. Flankiert wird der Fragebogen von Interviews mit 20 auserwählten Gesprächspartnern aus Handel, Tourismus und Gewerbe.

Ein Beirat begleitet den Prozess

Ein Beirat, in dem neben den Vertretern aus den drei Gemeinderäte auch die Industrie- und Handwerkskammer, die Kreishandwerkerschaft und die Wirtschaftsförderer aus Landkreis und Region mit am Tisch sitzen, begleitet den gesamten Prozess. Mit seinen Schlussfolgerungen will Reschl im Sommer 2017 bei den drei Gemeinderäten vorstellig werden.

Unterm Strich lassen sich Owen, Erkenbrechtsweiler und Lenningen die interkommunale Standortstudie 35 000 Euro kosten. Je 5000 Euro davon schultern die Wirtschaftsförderung des Landkreises Esslingen und der Region Stuttgart.