Wer spart, bekommt heute kaum noch Zinsen – und zahlt im schlimmsten Fall sogar drauf. Foto: dpa

Viele Banken verlangen laut einer Umfrage des Ifo-Instituts Parkgebühren für Einlagen von Unternehmenskunden. Hintergrund ist die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank. Die meisten Betriebe können die Strafzinsen allerdings umgehen.

Frankfurt - Jedes fünfte Unternehmen hierzulande ist bereits mit der Forderung nach Negativzinsen konfrontiert worden. Das geht aus einer Umfrage unter 4000 Betrieben hervor, die das Münchener Ifo-Institut veröffentlichte. In Sachsen berichteten sogar 30 Prozent der Unternehmen von entsprechenden Forderungen von Banken. Bundesweit bejahten 18,9 Prozent der Firmen die Frage, ob sie von mindestens einem Kreditinstitut „mit Negativzinsen auf Einlagen konfrontiert“ worden seien. In Baden-Württemberg bestätigten dies 17,9 Prozent.

Allerdings hätten nur acht Prozent der betroffenen Firmen solche Verwahrgebühren für Bankeinlagen akzeptiert, teilte das Ifo-Institut mit. Den meisten Unternehmen gelang es der Umfrage zufolge, die Zahlung von Zinsen auf ihre Einlagen zu umgehen - durch Verhandlungen mit der Bank, den Wechsel zu einem anderen Kreditinstitut oder die Umschichtung von Geldern. Negativzinsen werden bislang nur auf Einlagen mit kurzen Laufzeiten erhoben, deshalb kann beispielsweise der Wechsel zu einem Festgeldkonto helfen.

Commerzbank bietet Fonds an

„Wir wollen keine Guthabengebühren erheben, sondern sind im engen Austausch mit unseren Kunden, um Lösungen zu finden“, erläutert Christoph Möller, Leiter Produktmanagement für Anlage- und Risikomanagement Firmenkunden bei der Commerzbank. Grundsätzlich berechne die Commerzbank Negativzinsen nie für Einlagen berechnet, die für das operative Geschäft – also den laufenden Zahlungsverkehr – benötigt würden. „Es geht um Überschussliquidität, die nicht operativ verwendet wird.“

Neben Bankeinlagen mit längeren Laufzeiten bietet Möller seinen Kunden an, das Geld in Fonds zu investieren. Das sei aber nur möglich, wenn die Unternehmen bereit seien, „überschaubare Risiken einzugehen und beispielsweise vorübergehende Kursschwankungen zu akzeptieren“. Eine weitere Möglichkeit sei, „einen Teil des Geldes in Fremdwährungen zu investieren“. Da die Zinsen in den USA oder auch China höher sind als im Euroraum, winken dort höhere Erträge. Angesichts der Wechselkursrisiken empfiehlt Möller diese Option aber vor allem Firmenkunden, die ohnehin einen Teil ihrer Geschäfte in Fremdwährungen abwickeln.

BW-Bank empfiehlt Investitionen

Die BW-Bank als Unternehmensfinanzierer der LBBW weist darauf hin, dass Unternehmen ihre liquiden Mittel auch „durch die Ausweitung oder das Vorziehen von Investitionen“ reduzieren könnten. Eine Option, von der laut Ifo-Institut elf Prozent der von Strafzinsen bedrohten Unternehmen Gebrauch machen.

Eine erhöhte Investitionstätigkeit ist ganz im Sinne des Erfinders der Negativzinsen, der Europäischen Zentralbank (EZB). Sie verlangt von den Geschäftsbanken eine Gebühr von 0,4 Prozent für die Einlagen, die sie bei der Zentralbank parken. Damit sollen die Kreditinstitute dazu animiert werden, möglichst viel Geld zu verleihen oder zu investieren, statt es bei der EZB zu horten.

Die Banken argumentieren indes, angesichts der von der EZB monatlich in die Märkte gepumpten Milliardensummen sei es nicht möglich, alles Geld sinnvoll anzulegen. Laut Berechnungen des Beratungsunternehmens Barkow zahlten die deutschen Kreditinstitute allein im ersten Halbjahr 2017 rund 900 Millionen Euro an Negativzinsen. Sollten sie ihre Überschussliquidität nicht verringern, ergäbe sich hochgerechnet auf das gesamte Jahr ein Betrag von 2,2 Milliarden Euro.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.negativzinsen-abmahnung-fuer-kreissparkassetuebingen.30903d19-56ac-4269-b2de-8e1a457243a3.html